Die Corona-Maßnahmen — die Shutdowns, die unzähligen Pleiten und Menschen, die um ihre Existenz bangen müssen —, das ist doch für alle nur von Nachteil. Folglich muss das Virus wirklich gefährlich sein, sonst hätte die Politik ja niemals derart gegen die Interessen der Wirtschaft gehandelt … So argumentieren viele und lassen die Einschränkungen ihrer Freiheit wehrlos über sich ergehen. Es ist aber mitnichten so, dass von den dramatischen Entwicklungen des Jahres 2020 niemand profitieren würde. Und das meint nicht nur die Impfstoffhersteller, die derzeit schon mal die Champagnerkorken knallen lassen. Wir stehen an der Schwelle zu einer Welt, in der ein Dreigestirn aus wenigen Digital- und Finanzkonzernen und den wichtigsten Zentralbanken das globale Geldsystem beherrschen und damit endgültig und unwiderruflich die Weltmacht übernehmen wird. Ernst Wolff beleuchtet in seinem Vortrag auf dem WEFF in Davos ökonomische Hintergründe, die selbst Maßnahmen-Kritikern nicht unbedingt bekannt sind.
Wir leben zurzeit nicht nur in einer Welt der Extreme und der Superlative, wir befinden uns in einer historischen Ausnahmesituation, die die Welt so noch nicht erlebt hat.
Noch nie in der gesamten Geschichte von Wirtschaft und Gesellschaft hat es so viele Rekorde gegeben wie 2020. Noch nie sind so viele Produktionsstätten geschlossen und so viele Lieferketten unterbrochen worden. Noch nie hat es einen solchen Einbruch bei der Nachfrage nach Produktionsgütern und Rohstoffen gegeben.
Der Lockdown, den wir erlebt haben, ist der größte Wirtschaftsschock der Geschichte — und er ist nicht das Ergebnis von Kriegen, politischen Auseinandersetzungen oder Naturkatastrophen, sondern das Ergebnis bewusst herbeigeführter Entscheidungen von Regierungen — und zwar vor folgendem Hintergrund:
Wir haben zurzeit den weltweit höchsten Schuldenstand — 275 Billionen US-Dollar. Die Haushalts-, Unternehmens- und Staatsschulden haben sich damit seit 2006 verdoppelt.
Wir haben die niedrigsten Zinsen — und das seit seit 3000 Jahren. Noch nie in der Geschichte des Geldes hat es solch niedrige Zinsen wie heute gegeben. Wir haben es zurzeit mit der höchsten Zahl an Zombiefirmen zu tun — also Unternehmen, die aus eigener Kraft nicht mehr lebensfähig und auf Kredite und Anleihen — zumeist teure Ramschanleihen — angewiesen sind.
Wir haben es mit der höchsten Zahl an Insolvenzverschleppungen und der höchsten Zahl an faulen Krediten zu tun. Wir haben weltweit die höchste Zahl an Arbeitslosen und die höchste Zahl an gefährdeten Arbeitsplätzen. Und schließlich haben wir die höchste Zahl von Staaten in Not: Allein bis April 2020 haben 102 Staaten Nothilfe beim Internationalen Währungsfonds (IWF) beantragt.
Zudem haben wir zurzeit das größte Missverhältnis zwischen Finanzsektor und Realwirtschaft. Wir haben im Finanzsektor im März 2020 den heftigsten und schnellsten Aktienmarkteinbruch aller Zeiten lebt — die Kurse sind in wenigen Tagen stärker gefallen als beim großen Crash von 1929. Wir haben danach im April den schnellsten Aufschwung jemals erlebt. In der vergangenen Woche hat Apple als erstes Unternehmen der Welt einen Börsenwert von über 2 Billionen US-Dollar verzeichnet. Apple wurde 1976 gegründet und hat für einen Börsenwert von 1 Billion 42 Jahre gebraucht, die zweite Billion nun in zwei Jahren geschafft.
Bewirkt wurde das alles durch die größte Geldinjektion aller Zeiten. Allein die US-Zentralbank FED hat ihre Bilanz im April 2020 um 3 Billionen US-Dollar erweitert. Und das vor dem Hintergrund des längsten je registrierten Börsenaufschwungs von 2008 bis 2020.
Das Ergebnis sehen wir zurzeit: Wir haben die gewaltigsten Blasen aller Zeiten — bei den Aktien, den Anleihen und im Immobilien-Bereich.
Kommen wir zu den sozialen Folgen:
Wir haben es zurzeit mit der größten sozialen Ungleichheit aller Zeiten zu tun. Noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit hat es einen derartigen Graben zwischen Arm und Reich gegeben wie in unseren Tagen.
Zudem haben wir in den vergangenen vier Monaten die höchste Zunahme der sozialen Ungleichheit durch die größte Bereicherungsorgie in der Geschichte des Geldes erlebt.
Allein die US-Milliardäre haben ihre Vermögen von Beginn der Corona-Krise bis Anfang August um 637 Milliarden US-Dollar vermehrt. In den Monaten März und April 2020 sind die Vermögen von Bill Gates um 7,5 Milliarden US-Dollar, von Mark Zuckerberg um 23 Milliarden US-Dollar von Elon Musk um 50 Milliarden und von Jeff Bezos um 75 Milliarden US-Dollar angewachsen. Das heißt: Vier Einzelpersonen sind innerhalb von zwei Monaten um mehr als 150 Milliarden US-Dollar reicher geworden — während gleichzeitig 40 Millionen Amerikaner ihren Job und viele davon ihre Existenzgrundlage verloren haben.
Das heißt auch:
Von den 3 Billionen US-Dollar, die US-Regierung und die FED im April 2020 ins System gepumpt haben, sind mehr als ein Fünftel an die obersten 0,00001 Prozent der US-Bevölkerung gegangen. Das sind übrigens die Menschen, deren Steuern seit 1980 um 79 Prozent gesenkt wurden, wobei die letzte Senkung erst vor 3 Jahren durch Präsident Trump erfolgt ist.
Wem das noch nicht reicht, um zu sehen, wie krank das gegenwärtige System ist, der sollte sich den 20. Juli 2020 ansehen: An diesem Tag gab es den höchsten Tages-Vermögenszuwachs einer Einzelperson, den es je gegeben hat: Jeff Bezos (hält 11 Prozent der Aktien von Amazon) hat sein Vermögen am 20. Juli 2020 um 23,2 Milliarden US-Dollar gesteigert. Das ist das Zwanzigfache dessen, was 600 Millionen Afrikaner an diesem Tag verdient haben.
Das bedeutet: Wir leben nicht nur in einer Ausnahme-Situation, sondern mit einer nie dagewesenen Beschleunigung dieser verheerenden Vorgänge und vor allem einer nie dagewesenen Verschärfung des gefährlichsten gesellschaftlichen Phänomens: Schon Plutarch hat vor 2.000 Jahren gesagt, dass die Ungleichheit zwischen Arm und Reich das älteste und fatalste Leiden aller Republiken darstellt.
Dass diese Ungleichheit in den vergangenen sechs Monaten astronomische Werte erreicht hat, bedeutet: Wir befinden uns auf absolut unerforschtem Neuland und steuern mit kontinuierlich zunehmender Geschwindigkeit auf ein Jahrtausend-Ereignis zu, von dem niemand weiß, wie es aussehen wird, weil es keine historischen Präzedenzfälle gibt.
Und wenn man fragt, was diese dramatische Beschleunigung ausgelöst hat, dann gibt es darauf eine klare und eindeutige Antwort:
2020 ist zum ersten Mal in der Geschichte eine Krankheit als Anlass genommen worden, um wirtschaftliche und finanzielle Maßnahmen mit unvorstellbar weitreichenden Folgen durchzusetzen.
Ich muss an dieser Stelle etwas klarstellen: Ich habe keine Neigung zu Verschwörungstheorien und ich bin kein Corona-Leugner. Ich habe mich ausgiebig mit der medizinischen Seite beschäftigt. Wir haben es zweifellos mit einer Pandemie zu tun, Covid-19 ist eine ernstzunehmende Krankheit, die für bestimmte Personengruppen gefährlich, für einige sogar sehr gefährlich und tödlich ist: Dazu zählen aber nicht alle Menschen — 75 Prozent merken nicht, dass sie erkrankt sind, 20 Prozent bleiben vollkommen symptomfrei —, sondern solche mit Bluthochdruck, Übergewicht, Vitamin-D-Mangel, schweren Vorerkrankungen insbesondere der Atemwege, schwachem Immunsystem und altersbedingter Abwehrschwäche. Diese Menschen sollte man unbedingt schützen.
Diesen Menschen hilft man aber nicht dadurch, dass man die gesamte Weltbevölkerung in Angst und Schrecken versetzt, ihr zum Teil wissenschaftlich unbegründete Vorschriften macht und gleichzeitig die Weltwirtschaft lahmlegt, Millionen in die Arbeitslosigkeit schickt, dass man die umlaufende Geldmenge weiter aufbläst und Milliarden und Abermilliarden an die verteilt, die ohnehin am meisten haben, und schon gar nicht dadurch, dass man Hunderttausende und möglicherweise Millionen in den Entwicklungsländern in den sicheren Hungertod schickt, wie es zurzeit geschieht.
Was wir hier in Europa an Auswirkungen gesehen haben, ist nämlich nichts, verglichen mit der gigantischen Katastrophe, die sich zurzeit in Afrika, Südamerika und Asien abspielt… Wie dramatisch die Lage dort ist, dazu ein Auszug aus einer Erklärung der ILO (Internationale Labour Organisation, Unterorganisation der UNO) in Genf von Ende April 2020:
„Für fast jeden Zweiten bedeutet die Corona-Pandemie eine existenzielle Bedrohung seiner Lebensgrundlage. Betroffen sind vor allem 1,6 der zwei Milliarden Menschen, die irregulärer Arbeit nachgehen, also ohne Arbeitsverträge, und die oft von der Hand in den Mund leben. Das Einkommen dieser Menschen ist im weltweiten Durchschnitt um 60 Prozent eingebrochen, in Afrika und Lateinamerika sogar um mehr als 80 Prozent. Sie haben keine Ersparnisse oder Zugang zu Krediten. Das bedeutet kein Einkommen, kein Essen, keine Zukunft.“
Angesichts dieser Lage, dass nämlich vorsätzlich und in vollem Bewusstsein der Konsequenzen ein irreparabler weltweiter Schaden angerichtet worden ist, der weit über das hinausgeht, was die Krankheit Covid-19 selbst anrichtet, muss sich doch jeder kritische Mensch heute vor allem eine Frage stellen: WARUM?
Warum hat man etwas getan, das man nie zuvor in der gesamten Geschichte der Welt getan hat — angesichts einer Krankheit nicht etwa besonnen, umsichtig und mit Augenmaß zu reagieren, sondern die Weltwirtschaft ruckartig zum Absturz zu bringen?
Warum haben Regierungen, die in den vergangenen Jahren alles daran gesetzt haben, um ihre Gesundheitswesen abzubauen, plötzlich so drastisch umgeschwenkt und sind seit Februar dieses Jahres in nie dagewesener Weise um die Gesundheit der Bevölkerung besorgt?
Warum hören Regierungen seit Beginn der Pandemie nur auf Experten, die bereits auf frühere Pandemien mit völlig überzogenen Prognosen reagiert haben und deren Prognosen auch diesmal zu einem großen Teil längst durch die Realität widerlegt sind?
Warum ignorieren und blockieren Regierungen konsequent die Meinung von Fachleuten, die ihnen nicht zustimmen?
Warum werden die Kriterien für die Aufhebung der Zwangsmaßnahmen ein ums andere Mal zugunsten ihrer Beibehaltung geändert?
Da all diese Fragen bis heute von offizieller Seite unbeantwortet geblieben sind, muss man sich doch zwangsläufig die nächste Frage stellen: Gibt es hinter dem von Politik und Wirtschaft propagierten Schutz der Bevölkerung möglicherweise ganz andere Motive? Geht es vielleicht gar nicht um Gesundheit, sondern um etwas ganz anderes? Gibt es unter Umständen noch eine zweite Agenda?
Und tatsächlich, es gibt eine Menge Hinweise und massenweise Daten und Fakten, die darauf hindeuten, dass es diese zweite Agenda gibt. Und da wir uns hier in Davos befinden: Der wichtigste Hinweis stammt vom Gründer des WEF, Klaus Schwab, der im vergangenen Winter als eine der ersten international bekannten Persönlichkeiten ganz offen von der Notwendigkeit eines „Great Reset“ gesprochen hat.
Was bedeutet dieser Great Reset? Ganz einfach: Er bedeutet, dass das System, unter dem wir leben, nicht länger funktioniert und neu gestartet werden muss. An sich wäre das ja noch nicht einmal eine schlechte Sache, nur: Klaus Schwab spricht nicht für irgendwen, sondern für seine Klientel, den internationalen Geldadel, und der möchte einen Neustart, der es ihm ermöglicht, seine Vermögen unter den aktuell schwierigen Bedingungen zu retten und auch seine politische Macht zu erhalten.
Wenn man genau hinsieht, dann stellt man fest, dass der Great Reset im Grunde nichts anderes ist als eine brutale Beschleunigung und Intensivierung mehrerer Prozesse, die seit Jahren im Gange sind und genau dieser Klientel nützen: nämlich die Konzentration von immer größeren Vermögen und immer mehr Macht in immer weniger Händen und die globale Tendenz zur Monopolisierung und Kartellbildung. Genau diesen beiden Trends stehen zurzeit Hindernisse im Weg, die im Interesse des Geldadelsunbedingt ausgeräumt werden müssen. Was sind das für Hindernisse?
Das globale Finanzsystem. Es liegt in seinen letzten Zügen und muss daher im Interesse des großen Geldes umgestaltet werden.
Die Folgen der digitalen Revolution. Sie führen zu einem nie dagewesenen Abbau von Arbeitsplätzen, der das weltweite soziale Gefüge schon sehr bald zu sprengen droht.
Die Rolle der Zentralbanken. Sie reicht nicht mehr aus, um eine Welt, in der die Ultrareichen und ihre Vasallen das Sagen haben, aufrechtzuerhalten.
Alle drei Probleme zusammen haben bisher eine fast unüberwindbare Hürde dargestellt, und zwar aus folgendem Grund: Sie lassen sich durch Reformen im Rahmen der parlamentarischen Demokratie nicht mehr beseitigen. Und wenn wir uns in der Welt mit offenen Augen umsehen, dann deutet alles darauf hin, dass wir aus genau diesem Grund zurzeit ein Szenario erleben, bei dem absichtlich und vorsätzlich ein riesiges globales Chaos geschaffen wird, um so Veränderungen zu ermöglichen, die unter normalen Umständen nicht vorgenommen werden könnten — und das alles unter der Führung der derzeitigen Weltmacht Nr. 1, nämlich dem digital-finanziellen Komplex.
Der amerikanische Präsident Eisenhower hat ja in seiner Abschiedsrede 1960 vor dem „militärisch-industriellen Komplex“ gewarnt. In Anlehnung an den von ihm gebrauchten Ausdruck würde ich die gegenwärtige Weltmacht, für die unter anderen Klaus Schwab spricht und die er alljährlich im Januar hier in den Schweizer Bergen um sich versammelt, als den „digital-finanziellen Komplex“ bezeichnen.
An der Spitze dieses digital-finanziellen Komplexes stehen im Bereich der Konzerne die Großunternehmen Apple, Google, Amazon, Microsoft, Facebook und im Bereich des Finanzsektors der Gigant BlackRock. Um zu verstehen, wie diese neue Weltmacht so ungeheuer viel Einfluss gewinnen konnte, möchte ich kurz auf die drei Prozesse eingehen, die das ermöglicht haben.
Entwicklung Nr. 1: Das globale Finanzsystem
Ich beginne einmal mit der Entwicklung des Finanzsystems, unter dem wir leben. Es ist von Grund auf undemokratisch und widerspricht allen Prinzipien von Gerechtigkeit oder Gleichberechtigung. Es geht zurück auf die Konferenz von Bretton Woods im Jahr 1944. Die USA waren damals der mächtigste Staat der Erde, hatten die stärkste Wirtschaft, das stärkste Militär und als einziges Land der Welt die Atombombe.
Die USA taten etwas, das noch nie gemacht worden war: Sie ernannten ihren US-Dollar zur weltweiten Leitwährung, banden ihn an Gold und koppelten alle anderen Währungen der Welt zu festen Wechselkursen an den Dollar. Das bedeutet: Dieses System ist nichts anderes als die Diktatur einer Währung über alle anderen. Mit diesem System haben die USA neben der militärischen und der wirtschaftlichen auch die finanzielle Weltherrschaft an sich gerissen. Und das hat sich für sie gelohnt, wie der Nachkriegsboom von 1948 bis 1973 gezeigt hat.
Größter Nutznießer dieses Booms war das Bankgewerbe, das aufgrund der hohen Nachfrage nach Krediten einen gewaltigen Vermögens- und Machtzuwachs verbuchen konnte. Als diese Nachfrage in der Mitte der 1970er Jahre nachließ, nutzten die Banker ihre in den 1950ern und 1960ern errungenen Machtstatus und drängten die Politik, ihnen neben ihrer Haupteinnahmequelle, der Kreditvergabe, weitere Möglichkeiten des Geldverdienens zu eröffnen.
Tatsächlich machten Politiker rund um den Globus den Banken immer größere Zugeständnisse, indem sie zahlreiche Regeln und Gesetze abschafften, die den Finanzsektor bis dahin eingeengt hatten. Dieser Trend gewann schnell eine Eigendynamik und führte dazu, dass in den 1980ern und 1990ern immer stärker dereguliert und den Banken damit immer mehr Freiräume zugestanden wurden.
Wichtigste Meilensteine der Entwicklung waren die Einführung ständig neuer Finanzprodukte, die Zulassung von Aktienrückkäufen, die zunehmend lascheren gesetzlichen Auflagen für Hedgefonds und die Abschaffung des Trennbankensystems in den angelsächsischen Ländern. Die Gesamtheit der Maßnahmen führte zu einer kontinuierlich fortschreitenden Umstrukturierung der Weltwirtschaft zugunsten des Finanzsektors, der nach und nach um ein Vielfaches größer wurde als die Realwirtschaft.
Eine entscheidende Folge dieser Entwicklung bestand in der zunehmenden Konzentration von finanzieller Macht zunächst in den Händen von Investmentbanken und später dann von Hedgefonds. Mit der Krise von 2007/08 begann dann die große Zeit der Vermögensverwaltungen, von denen die größten die lukrativsten Hedgefonds unter sich vereinigten, und deren wichtigste Vertreter — allen voran BlackRock, Vanguard, Fidelity und State Street — heute weite Teile des Finanzsektors beherrschen. Allein diese vier Unternehmen verwalten zusammen etwa 19 Billionen US-Dollar, was in etwa dem BIP der USA entspricht.
BlackRock allein verwaltet 7,4 Billionen US-Dollar Vermögen und ist damit der größte Vermögensverwalter der Welt. Neben dem Geld von Privat-Anlegern verwaltet BlackRock das Vermögen von Staatsfonds, Pensionskassen, Versicherungen und Unternehmen. Um einmal die Macht von BlackRock im staatlichen Bereich zu zeigen: Bei Kalifornien handelt es sich nach den USA, China, Japan und Deutschland um die fünfstärkste Volkswirtschaft der Welt. BlackRock verwaltet mit Calpers, dem kalifornischen Rentenfonds, einen der größten der Welt. BlackRock berät auch die FED und die EZB und hat zusammen mit beiden Zentralbanken die Zuweisung von Geldern in den Krisen von 2007/08 und 2020 vorgenommen — zu einem nicht geringen Anteil an solche Unternehmen, an denen BlackRock beteiligt ist.
BlackRocks wichtigstes Instrument ist Aladdin, ein computergestütztes Risiko-Analyse-System, das seit 34 Jahren betrieben wird und 200 Millionen Kalkulationen pro Woche durchführen kann. Dieses System kann berechnen, wie sich der Wert von Aktien oder Fonds bei Einflüssen wie Währungs- und Ölpreis-Schwankungen verändert. Das Unternehmen verkauft die über Aladdin gewonnenen Erkenntnisse und Analysen — und beeinflusst so auch über den Verkauf von Insiderwissen den weltweiten Finanzmarkt.
Es gibt eine Meldung vom April 2020, die jeden aufhorchen lassen sollte: „BlackRock und Microsoft Corp. sind eine strategische Partnerschaft eingegangen, um die Aladdin-Infrastruktur von BlackRock auf der Microsoft Azure-Cloud-Plattform zu hosten und BlackRock und seinen Aladdin-Kunden, zu denen viele der weltweit anspruchsvollsten institutionellen Anleger und Vermögensverwalter gehören, erweiterte Funktionen zur Verfügung zu stellen.“
Wir haben es hier also mit einer direkten Kooperation der absolut größten Player im Finanz- und im Digitalsektor zu tun und sind damit beim nächsten Thema: Der Digitalisierung.
Entwicklung Nr. 2: die Digitalisierung
Die Entwicklung der Digitalisierung nahm in den 1970ern in den USA ihren Lauf. Damals gründeten einige junge Technik-Freaks Firmen, die sich auf die noch junge Computertechnologie spezialisierten. Von vielen zunächst belächelt, explodierten mehrere dieser Firmen wie Apple und Microsoft geradezu und begründeten einen Trend, der das weltweite Wirtschaftsgeschehen stärker beeinflussen sollte als die industrielle Revolution vor 250 Jahren.
Zu den wichtigsten Merkmalen der Entwicklung zählt der große Einfluss, den diese Konzerne auf andere Unternehmen ausüben können, da sie ja deren Geschäftsabläufe zu einem großen Teil organisieren und damit Zugriff auf das wichtigste Gut innerhalb unserer modernen Gesellschaft neben dem Geld haben: Daten.
Einige später hinzugekommene Großkonzerne wie Google (1998 gegründet, heute Alphabet) und Facebook (2004 gegründet) stützen ihre Macht fast ausschließlich auf die Beschaffung und Weitergabe von Informationen. Da sie sich aufgrund ihrer schieren Finanzmacht Konkurrenten vom Leib halten können, indem sie sie in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung aufkaufen, sind sie in ihren Bereichen zu fast unantastbaren Monopolen geworden.
Einzigartig ist auch die Stellung des 1994 als Buchhandelsplattform gegründeten Großkonzerns Amazon, der den Internethandel in der westlichen Welt inzwischen vollständig beherrscht und zum vermutlich größten Monopol in der gesamten Wirtschaftsgeschichte aufgestiegen ist.
Mit diesen Unternehmen an der Spitze hat sich eine Branche etabliert, die das gesamte Wirtschaftssystem in einer historisch nie dagewesenen Art und Weise durchdrungen hat und die aufgrund ihrer Wirtschaftskraft auch zu einem entscheidenden Faktor im Finanzwesen geworden ist.
Nicht nur, dass Digitalfirmen die Grundlage für Kryptowährungen und die bahnbrechende Blockchain-Technologie gelegt haben, sie sind auch zum unbestrittenen Schwergewicht an den Aktienmärkten geworden. Die Technologiebörse Nasdaq zum Beispiel verdankt ihren historischen Anstieg fast ausschließlich den Kursgewinnen der fünf Konzerne Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon und Facebook.
Vor allem das Zusammenspiel mit BlackRock verleiht diesem kartellartigen Gebilde noch mehr Macht, als es ohnehin schon an sich gerissen hat. BlackRock ist nicht nur an allen fünf Konzernen beteiligt, sondern kann aufgrund seiner unvorstellbaren Finanzkraft jeden Markt der Welt in jede gewünschte Richtung bewegen.
Trotzdem steht diese absolute Übermacht vor einem gewaltigen, historisch einmaligen Problem, das ähnlich wirkt wie die Niedrigzinspolitik im Bankgewerbe: Während immer niedrigere Zinsen das Grundgeschäft der Banken, die Kreditvergabe, zerstören, vernichtet die Digitalisierung nach und nach die wichtigste Grundlage unserer Gesellschaft, nämlich die menschliche Arbeit.
Die Digitalisierung hat mittlerweile aufgrund der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und der daraus folgenden zunehmenden Roboterisierung der Arbeit nämlich ein Stadium erreicht, das selbst vor fünf Jahren noch niemand für möglich gehalten hätte. Wir befinden uns in einer Phase des Abbaus von Arbeitsplätzen, der schneller voranschreitet als alles, was wir jemals gesehen haben. Insidern zufolge sollen in den kommenden zehn Jahren bis zu 80 Prozent der gegenwärtigen Arbeitsplätze aufgrund der Digitalisierung verschwinden.
Damit ist ein neues historisch nie dagewesenes Problem entstanden, das folgende Fragen aufwirft: 1. Wie hält man Gesellschaften zusammen, die auf einen Zustand zusteuern, in dem es nur noch Patz für 20 Prozent der Arbeitskräfte gibt? 2. Wie sollen eine Wirtschaft und ein Geldsystem funktionieren, wenn 80 Prozent der Arbeitskräfte durch Sozialleistungen am Leben erhalten werden müssen? 3. Wie sollen eine Wirtschaft und ein Geldsystem funktionieren, wenn der Konsum nur noch von 20 Prozent der Menschen bestritten wird?
Auf dieses Problem hat der digital-finanzielle Komplex bereits eine Antwort, aber die kann er selbst — jedenfalls noch — nicht geben, denn dafür braucht einen 3. im Bunde — und das sind die Zentralbanken.
Entwicklung Nr. 3: Die Zentralbanken
In der Krise von 2007/08 wie auch beim Corona-Crash im März 2020 haben die Zentralbanken das System vor dem Zusammenbruch gerettet, indem sie riesige Summen mobilisiert haben. Ohne ihr Eingreifen wäre das globale Finanzsystem kollabiert.
In beiden Fällen — 2007/08 und 2020 — haben sich sowohl die US-Zentralbank Federal Reserve (FED) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) im Rahmen ihrer Versuche, das System zu stabilisieren, umgehend an BlackRock gewandt. Für Insider ist das kein Wunder, und zwar aus drei Gründen:
BlackRock verfügt mit Aladdin über mehr Informationen als sämtliche Zentralbanken zusammengenommen. Die Macht der Zentralbanken bezieht sich ja immer nur auf das eigene Währungsgebiet. BlackRock dagegen ist auf allen Märkten der Welt präsent. Gegen BlackRock zu handeln, würde sogar die Zentralbanken in große Schwierigkeiten bringen.
Dass die größten Zentralbanken BlackRock in Krisensituationen bei der Verteilung neu geschaffenen Geldes mit ins Boot nehmen, ist also nur logisch. Das bedeutet allerdings, dass wir es hier mit einer Machtkonzentration zu tun haben, wie es sie in der gesamten Geschichte des Finanzwesens noch nicht gegeben hat.
Jetzt aber stehen diese Partner vor dem Problem der größten Arbeitslosigkeit in der Geschichte der Menschheit. Was ist ihre Antwort? Die Antwort lautet: Helikoptergeld. Gerechtfertigt wird die Antwort mit der Modern Monetary Theory. Auf den einfachsten Nenner gebracht, lautet sie wie folgt: Um den Konsum bei zunehmender Arbeitslosigkeit in Gang zu halten, müssen die Zentralbanken nur genügend Geld drucken und es denen, die keine Arbeit mehr haben, in Form einer regelmäßigen Zahlung zur Verfügung stellen, die beschönigend „bedingungsloses Grundeinkommen“ genannt wird.
Dieses Grundeinkommen ist natürlich keinesfalls bedingungslos und schon gar kein Geschenk an die Arbeitslosen. Es dient einzig und allein der Ankurbelung der Nachfrage, um ein Wirtschaftssystem in Gang zu halten, das eigentlich nicht mehr funktioniert.
Dieses Helikoptergeld aber beseitigt das Grundproblem nur vorübergehend und schafft gleichzeitig ein neues: Da das Geld ja nicht wie in der Vergangenheit im Finanzsektor, sondern in der Realwirtschaft landet, führt es zu einer rasch fortschreitenden Entwertung des Geldes im Alltag. Um dieser Entwertung entgegenzusteuern, muss das Grundeinkommen also ständig erhöht werden — und das führt auf geradem Weg in eine Inflation, die schnell zu einer Hyperinflation wird und damit in den kompletten Zusammenbruch des bestehenden Geldsystems führen muss.
Was ist nun der Plan des digital-finanziellen Komplexes? Darüber gibt es zurzeit mehrere Spekulationen, aber wir wissen, dass sowohl die Zentralbanken als auch die Digitalkonzerne an neuen Währungen arbeiten. Und da wir in einer Zeit leben, in der dieser Komplex nationale Grenzen längst überwunden hat, werden es allesamt Weltwährungen sein.
Möglicherweise werden wir in naher Zukunft schon eine Flut solcher Währungen erleben, aber sie alle werden eines gemeinsam haben: Sie werden nicht nur von den Zentralbanken, sondern in Kooperation mit Digitalkonzernen oder vielleicht auch umgekehrt von Digitalkonzernen in Kooperation mit den Zentralbanken herausgegeben werden — das heißt: Es werden halb-private Währungen sein.
Wir stehen damit an der Schwelle zu einer Welt, in der ein Dreigestirn aus wenigen Digital- und Finanzkonzernen und den wichtigsten Zentralbanken das globale Geldsystem beherrschen und damit endgültig und unwiderruflich die Weltmacht übernehmen wird.
Wie schnell das geht, sehen wir an der Zurückdrängung oder besser gesagt: der Abschaffung des Bargeldes, die durch die Corona-Krise rasant forciert worden ist.
Ich habe vor einem Jahr davor gewarnt, dass man das Bargeld irgendwann mittels der vom IWF vorgeschlagenen Steuer auf Bargeld abschaffen könnte. Genau das ist im Zuge der Corona-Krise in Deutschland nun begonnen worden: Dort ist die Mehrwertsteuer gesenkt worden und erste Unternehmen geben diese Senkung nun an ihre Kunden weiter — unter der Bedingung, dass sie digital bezahlen. Etwas schlichter ausgedrückt: Die Kunden zahlen für eine Ware weniger, wenn sie sie digital bezahlen.
Es wird mit Sicherheit nicht lange dauern, bis dieses Prinzip international um sich greift und den Prozess der Bargeldbeseitigung rasant beschleunigt.
Betrachtet man nun allein die Machterweiterung, auf die es der digital-finanzielle Komplex in den vergangenen sechs Monaten gebracht hat, so muss man feststellen: Hier hat sich eine Kraft gebildet, die den militärisch-industriellen Komplex, den US-Präsident Eisenhower in seiner Abschiedsrede 1960 als „Potenzial für den katastrophalen Aufstieg fehlgeleiteter Macht“ bezeichnet hat, bei weitem in den Schatten stellt. Die Macht dieses digital-finanziellen Komplexes ist unendlich viel größer als die irgendeiner Regierung. Wenn diese Macht etwas will, dann setzt sie es — wie wir gerade erleben — durch, und zwar global.
Das alles sind sehr düstere Aussichten, aber es nützt nichts, in Zeiten wie diesen künstlichen Optimismus zu verbreiten. Trotzdem sollte man sich gerade in solchen Situationen daran erinnern, dass die genialsten Ideen und Problemlösungen der Menschheit in der Vergangenheit selten in einfachen und problemlosen Zeiten entstanden sind, sondern meist unter sehr schwierigen Umständen. Vielleicht hilft es auch, daran zu denken, dass das chinesische Wort für Krise aus zwei Wörtern besteht — nämlich Gefahr und Chance. Und auch die wichtigsten Philosophen in unseren Breitengraden, insbesondere die Väter der Dialektik, haben ja immer darauf bestanden, dass jedes Ding, vereinfacht gesagt, seine zwei Seiten hat.
Aber worin besteht diese Chance?
Für mich besteht sie in der logischen Weiterentwicklung der gegenwärtigen Situation, die dazu führen wird, dass wir in absehbarer Zeit den Bankrott von zehntausenden Unternehmen und die Entlassung von Hunderttausenden und Millionen in die Arbeitslosigkeit erleben werden. Dass wir weitere noch schlimmere Einbrüche der Finanzmärkte und in ihrer Folge Aufstände und soziale Unruhen und möglicherweise auch das Entfachen neuer Kriege erleben werden.
Das alles heißt aber nichts anderes, als dass Menschen, die es zu einem großen Teil bisher abgelehnt haben, sich mit politischen und wirtschaftlichen Fragen auseinanderzusetzen, mit gewaltigen Problemen konfrontiert und mit der Nase auf genau diese Fragen gestoßen werden.
Das wiederum heißt aber nichts anderes, als dass wir eine Zeit vor uns haben, in der Aufklärung auf einen selten fruchtbaren Boden stoßen dürfte. Und in meinen Augen ist Aufklärung die mit Abstand wichtigste Aufgabe unserer Zeit.
Nutzen wir also jeden Tag und jede Stunde, um den Menschen die Augen zu öffnen und verhindern wir auf diese Weise ohne Gewalt und kraft unserer Überzeugung, dass es dem digital-finanzielle Komplex gelingt, Benito Mussolinis Traum vom autoritären Korporatismus zu verwirklichen und die Menschheit in ein digitales Gefängnis zu führen und kommende Generationen darin einzuschließen.
Setzen wir uns ein für ein wirklich demokratisches System und das bedeutet in einer von Geld beherrschten und von riesiger Ungleichheit charakterisierten Welt zu allererst: ein wirklich demokratisches Geldsystem. Eines, das nicht einer Währung den Vorzug gibt und eines, das nicht dazu führt, dass einzelne Menschen größere Vermögen als ganze Staaten anhäufen und sich aufgrund ihrer Macht über andere erheben können. Eines, das es nicht zulässt, dass die Realwirtschaft verkümmert, während das Finanzcasino immer groteskere Formen annimmt, und in dem die, die am meisten einnehmen, die geringste Steuerlast tragen und die, die am raffiniertesten agieren und spekulieren, sich allen Zahlungen entziehen können.
Setzen wir uns ein für eine Welt, in der jeder, unabhängig davon, unter welchen Umständen er geboren wurde, die gleichen Chancen erhält und für eine Welt, in der man den Menschen keine Angst machen muss, wenn es um Krankheiten geht, sondern in der es eine Selbstverständlichkeit ist, Alte, Schwache und Kranke zu schützen. Und erinnern wir uns jeden Tag aufs Neue daran: Wenn wir das nicht tun, wer sonst?
Quelle: Rubikon.news – Ernst Wolff
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