Sicher, es mag rational aussehen, mit all diesen Zahlen, Diagrammen und Kennzahlen aber das Finanzsystem ist wahnsinnig
Von David James
Es gibt zwei Dinge, die man über die globalen Finanzmärkte verstehen sollte, da die Welt vor dem steht, was man den Großen Reset oder Bretton Woods 2 nennt.
Das erste ist, dass der US-Dollar die Welt regiert (im Gegensatz zur US-Nation).
Die zweite ist, dass das System wahnsinnig ist.
Sicher, es mag rational aussehen mit all den Zahlen, Diagrammen, Verhältnissen, Algorithmen und beeindruckend klingenden technischen Begriffen. Aber kollektiv gesehen ist das Ganze verrückt. Wie der große britische Schriftsteller GK Chesterton sagte:
Der Wahnsinnige ist nicht der Mann, der seinen Verstand verloren hat. Der Wahnsinnige ist der Mann, der alles außer seiner Vernunft verloren hat.
Das beschreibt die globalen Kapitalmärkte sehr gut, und es verheißt nichts Gutes, weder für einen effektiven Reset noch für das Überleben des Geldsystems selbst.
Der US-Dollar dominiert die globalen Finanzmärkte seit 1945, als Franklin D. Roosevelt einen Deal mit König Abdulaziz von Saudi-Arabien einging, um den Ölhandel in der amerikanischen Währung zu denominieren, was zur Schaffung des „Petrodollars“ führte, der dann die Weltreservewährung wurde.
Der Petrodollar ist längst verblasst; tatsächlich wird heute mehr Öl in chinesischen Yuan als in amerikanischen Dollar gehandelt (obwohl der Yuan an den US-Dollar gebunden ist, so dass er nicht wirklich getrennt ist). Aber der Großteil des internationalen Handels und des Kaufs von Vermögenswerten wird immer noch aus Gewohnheit in US-Dollar abgewickelt, und der US-Dollar hat sich durch das Aufkommen des globalen Derivatemarktes weiter verfestigt. Derivate sind Transaktionen, die von konventionellen Finanzanlagen wie Währungen, Zinssätzen und Aktien abgeleitet sind, oder besser gesagt, sie sind Glücksspiele auf diese.
Der „Wert“ (was auch immer das genau bedeutet) dieser Derivate beläuft sich auf 500-1000 Billionen US-Dollar, plus/minus 100 Billionen US-Dollar.
Diese intensive Finanzaktivität, die größtenteils in Mikrosekunden abläuft, ist wie ein riesiges Rouletterad, das sich über der Erde dreht. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich beläuft sich der tägliche grenzüberschreitende Handel mit dem US-Dollar auf einer Seite auf fast 6 Billionen US-Dollar.
Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie groß dieses fiktive „Geld“ ist, beläuft sich die gesamte US-Bundesschuld, die über Jahrzehnte aufgebaut wurde, auf etwa 27 Billionen US-Dollar
was weniger als fünf Handelstagen entspricht
Das hat den US-Dollar als Weltreservewährung gefestigt und erlaubt es Amerika, mit seinem Bundeshaushalt, seinen Militärausgaben und allen anderen finanziellen Exzessen, die es sich ausdenken kann, wie z.B. dem 21 Billionen Dollar großen Loch im Verteidigungshaushalt, zu machen, was es will.
Was immer die USA an Schulden ausgeben, wird von der massiven Nachfrage nach Dollars auf den Devisenmärkten verschluckt. Kein anderes Land hat diese Freiheit.
In letzter Zeit ist es populär geworden, das so genannte „Fiat-Geld“ zu kritisieren, also Geld, das durch einen Regierungserlass bestimmt wird. Als Präsident Richard Nixon 1971 den Goldstandard aufhob, weil das Land den Vietnamkrieg nicht bezahlen konnte, leitete er damit eine Ära des staatlich geschaffenen Geldes ein, dessen Wert immer weiter abnahm.
Obwohl das Argument oberflächlich betrachtet überzeugend ist, ist es völlig irreführend. Die wiederholten Krisen auf den Finanzmärkten in den letzten vier Jahrzehnten waren nicht auf zu viel staatliche Einmischung zurückzuführen, sondern auf das Gegenteil:
Die Weigerung der Regierungen, richtig zu regieren, was privaten Akteuren erlaubte, Amok zu laufen.
Es war ein raffiniert eingefädelter Betrug.
In den 1980er und 1990er Jahren gab es einen weltweiten Vorstoß zur „Deregulierung“ der Finanzmärkte, der von gut finanzierten Think Tanks und Lobbyisten verfolgt wurde. Was niemand zu bemerken schien oder wenn wurde es einfach ignoriert, dieses Argument ist buchstäblich Unsinn.
Es ist unmöglich, die Finanzmärkte zu deregulieren, weil sie aus Vorschriften bestehen.
Die Deregulierung der Finanzmärkte ist so, als würde man versuchen, den Wasserstoff, den Sauerstoff und die Nässe aus dem Wasser zu nehmen. Andere Arten von Märkten können dereguliert werden, weil Regulierungen außerhalb der wirtschaftlichen Aktivität liegen, aber im Finanzbereich sind sie dasselbe.
Folgen Sie mir in den Irrsinn.
Indem man westliche Regierungen davon überzeugte, dass Deregulierung eine gute Sache sei (gewöhnlich unter Verwendung von Wassermetaphern, um den Anschein zu erwecken, dass Regulierungen irgendwie den monetären „Flüssen“ im Wege stehen), konnten private Akteure ihre eigenen Regeln aufstellen, was die „Finanzialisierung“ oder die Gewinnung von Reichtum durch den Finanzsektor auf Kosten aller anderen auslöste.
Die lächerliche Erfindung von Regeln war am offensichtlichsten auf den Derivatemärkten, die ein komplett „Freies Land sind – sie können auf alles Wetten was sie wollen.
Es geschah auch in der Realwirtschaft, wo unbeherrschte Banken und Finanzinstitutionen verschiedene Wege erfanden, um lächerliche Niveaus der globalen Verschuldung zu schaffen, die jetzt in der Summe unbezahlbar sind.
Die einzige Option für die Zentralbanken in den Industrieländern bestand darin, die Zinssätze fast auf Null zu senken, in der Hoffnung, die Büchse der Pandora zu öffnen und Geld drucken zu können, was als „quantitative Lockerung“ bekannt ist und lächerlicher Weise als „Bilanzen“ bezeichnet wird.
Es gab viele Warnungen, dass die „Deregulierung“ gefährlich sei. Im Jahr 1998 brachte eine Derivatfirma, Long Term Capital Management, beinahe das westliche Bankensystem zum Einsturz. Bizarrerweise reagierte der Vorsitzende der US-Notenbank, Alan Greenspan, mit einer aggressiven Erhöhung der Anzahl von Derivathändlern in dem Glauben, dass sich das alles irgendwie von selbst ausgleichen würde.
Das tat es aber nicht.
Die Finanzkrise 2007-2008 offenbarte den Irrsinn, privaten Akteuren zu erlauben, ihre eigenen Regeln zu erfinden, als das gesamte System beinahe zusammenbrach. Es wurde nur gerettet, weil der Leiter des US-Finanzministeriums, Henry Paulson, beschloss wieder zu regulieren, anstatt sich zurückzuhalten und die „Marktkräfte“ wirken zu lassen.
Es war allerdings eine knappe Angelegenheit. Am 18. September 2008 flossen innerhalb weniger Stunden 550 Milliarden Dollar aus den US-Geldmärkten ab. Paulson reagierte, indem er alle amerikanischen Geldkonten schloss und eine Garantie von 250.000 Dollar für alle Bankeinlagen ankündigte. Das heißt, er gab ein „fiktives Fiat Money“ aus. Das Finanzministerium schätzte später, dass, wenn er dies nicht getan hätte, bis zum Ende des Tages 6 Billionen Dollar aus dem US-Finanzsystem abgeflossen wären. In Anbetracht der Tatsache, dass Banken etwa das 20-fache ihres Eigenkapitals ausleihen, hätte dies das Ende des weltweiten Geldsystems bedeutet.
Wie alle guten Verrückten
machten Banken und Finanzhändler, die unfähig sind Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen und treu an ihrer selbstgefälligen Anti-Regierungs-Rhetorik festhalten unverschämter weise die Regierungen für eine Krise verantwortlich, die sie selbst verursacht hatten.
Sie kamen damit davon. Fast keine Finanziers kamen ins Gefängnis, und sie setzten ihren Raubzug gegen das System fort, indem sie die niedrigen Zinssätze ausnutzten, um die Verschuldung auf das derzeitige unhaltbare Niveau zu erhöhen.
Kann ein echter Reset erreicht werden?
Nicht mit den derzeitigen Finanztechnokraten, die wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben eine Annahme hinterfragt haben.
Vergleichen Sie diese oberflächlichen Denker mit John Maynard Keynes, der 1944 die britische Delegation in Bretton Woods 1 anführte.
Als Mitglied der Bloomsbury Group dachte Keynes tiefgründig darüber nach, was Geld ist und wie es funktionieren sollte (er wird mit der Ökonomie der Staatsausgaben in Verbindung gebracht, aber das ist nur eine cartoonhafte Version seines Denkens).
Fast keiner der aktuellen Riege von Zentralbankern, Leitern globaler Institutionen oder Intriganten im Weltwirtschaftsforum ist zu solchen Überlegungen fähig.
Die meisten haben nicht einmal bemerkt, dass „finanzielle Deregulierung“ ein platter Widerspruch ist.
Was sollte getan werden?
- Die zentrale Annahme hinter dem Wahnsinn beseitigen und erkennen, dass Geld ein Regelsystem ist, in dem die Regierung ein zentraler Akteur, ein Schiedsrichter sein muss. Die Verteufelung von „fiat money“ ist Unsinn. Genauso wie die Idee, die Marktkräfte durch Deregulierung des Finanzsystems zu befreien. Die Frage ist nicht, ob Regierungen involviert sein sollten, sondern wie sie involviert sein sollten – was eine gute Steuerung des Systems ausmacht.
- Es müssen Wege gefunden werden – dies erfordert eine Abkehr von den zirkulären Argumenten der neoklassischen Ökonomie -, um eine Art von Kontrolle über die Geldmenge wieder einzuführen. Durch die finanzielle Deregulierung haben die Behörden jegliche Kontrolle über die Kreditmenge im System aufgegeben. Sie können nur noch die Kosten des Geldes, den Zinssatz, kontrollieren. Mit Zinssätzen nahe Null ist dieses verbleibende Instrument nutzlos geworden. Kritiker des Fiat-Geldes machen sich Gedanken über die Wiedereinführung des Goldstandards oder den Kauf von Bitcoin. Das liegt daran, dass beide endlich sind; in der Theorie führen sie eine gewisse Kontrolle über die Geldmenge ein und stellen in Aussicht, dass es wieder als Tauschmittel funktionieren könnte, anstatt etwas zu sein, das in einem endlosen Regress verdorben wird. Aber es ist eine Sackgasse. Weder Bitcoin noch Gold können realistisch als Tauschmittel verwendet werden, und in jedem Fall werden sie beide in Fiat-Währung bewertet: US-Dollars. Sie sind nur eine weitere Art von Finanzanlage, mit der die Investoren spielen können
- Die Finanz-Intriganten sollten, schon um ihrer selbst willen, alle Ideen über eine globale Zentralbank-Digitalwährung für grenzüberschreitende Transaktionen beiseite legen, egal wie verführerisch sie als Machtgriff erscheinen mag. Sie wäre eine echte Bedrohung für die Dominanz des US-Dollars und würde die Fähigkeit des US-Militärs gefährden, auszugeben, was es will. Die damit einhergehende Zentralisierung der Macht stellt auch eine Bedrohung für die chinesische und russische militärische Autonomie dar.
Finanziers denken gerne, dass Soldaten nur Waffen sind, die man mieten kann, dass Geld alles regiert. Ein Blick in die Geschichte zeigt das Gegenteil. Wenn sich die Finanziers mit militärischen Interessen anlegen, werden sie einige böse Überraschungen erleben, und wir werden einer Lösung des monetären Debakels keinen Schritt näher kommen.
Aus dem Englischen frei übersetzt von R. Freund
Quelle: Off-Guardian.org
Bild: AdobeStock
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