„Das Narrativ wird zusammenbrechen“
CAMILLA HILDEBRANDT, 30. November 2021, 3 Kommentare, PDF
Hinweis: Dieses Interview ist auch auf Englisch verfügbar.
Multipolar: Offiziell sind in Israel 62% der Bevölkerung, also rund sechs Millionen von 9 Millionen Israelis zweimal geimpft. Rund 5 Prozent haben nur eine Dosis erhalten. Israel feiert die Impfpolitik als großen Erfolg. Efrat Fenigson, Sie sind mit sehr vielen Aktivisten, Journalisten und Wissenschaftlern vernetzt. Was sagen die Zahlen Ihres Erachtens?
Fenigson: Von diesen fast sechs Millionen zweifach Geimpften haben nur vier Millionen die dritte Dosis erhalten. Das sagt einiges aus. Denn die Kampagne läuft nun schon seit August. Wir sehen auch, dass es nach der Booster-Impfung weiterhin Infektionen gibt. Menschen, die die dritte Dosis erhalten haben, erkranken immer noch an Covid-19, aber laut der Kampagne treiben die Ungeimpften das voran und verursachen die Infektionen. Die Zahlen werden aber vom Gesundheitsministerium manipuliert. An einem Tag werden bestimmte Zahlen auf dem öffentlichen Dashboard veröffentlicht, und ein paar Tage später haben sich genau diese Zahlen geändert. Die Menschen verfolgen jeden Tag, was von den offiziellen Stellen veröffentlicht wird, vergleichen es und weisen auf Diskrepanzen hin. Selbst bei den Daten, die ich hier nenne, weiß ich nicht, ob sie validiert, sprich wahr sind.
Wir sehen auch, dass jedes Mal, wenn sie den nächsten Schritt der Kampagne vorantreiben wollen, zum Beispiel die Impfung der Kinder, dass es dann immer zu einem Anstieg der Fälle in dieser Altersgruppe kommt. Jetzt betonen die Medien plötzlich, dass Kinder an Covid erkranken. Die Medien berichten über die Langzeitfolgen bei Kindern und über andere Phänomene, die auftreten können, wenn Kinder nicht geimpft werden. Natürlich stellen sie die Kinder als eine Gefahr für die Älteren dar.
Multipolar: Viele Menschen in Israel folgen dem Narrativ der Regierung, dass die Impfung das nahezu einzige Mittel ist, um Covid-19 zu bekämpfen, sagen Sie.
Fenigson: Ja, viele haben keine Ahnung, glauben alles, was die Medien und Gesundheitsbehörden sagen, ohne zu hinterfragen oder zu kritisieren. Aber derzeit wachen immer mehr auf, besonders jetzt bezüglich der Impfung von Kindern, und stellen fest, dass keine wirklichen Fragen gestellt werden. Es gibt keine wirkliche Kritik an den Entscheidungen der Regierung, außer von Gruppen mutiger Bürger. Ich denke, dass die Öffentlichkeit immer kritischer wird. Bei der letzten großen Demonstration in Tel Aviv sahen wir Hunderte neue Gesichter, die nur deshalb gekommen waren, weil sie selbst zwei- oder dreimal geimpft wurden, aber nicht bereit sind, die Impfung ihrer Kinder und den Impfzwang zu akzeptieren. Wir sehen, dass immer mehr Menschen Fragen stellen und die Daten zu den sogenannten Fakten, die präsentiert werden, anzweifeln.
Multipolar: Ihre Kritik ist, dass die Regierung und auch die Medien fast ausschließlich über die positiven Aspekten der Covid-Impfung berichten. Die negativen Auswirkungen würden ausgeblendet.
Fenigson: Das Einzige, was die Behörden darstellen, ist der Erfolg, wie viele Menschen sich haben impfen lassen, wie großartig das ist, dass wir die Ersten sind oder dass wir führend sind, oder was auch immer sie propagieren wollen, was wirklich nicht relevant ist. Sie ignorieren völlig, dass es Menschen gibt, die schwere Nebenwirkungen haben. Es gibt Zehntausende von Berichten, die zeigen, dass Menschen, Verwandte, Familien und Freunde zu Schaden gekommen oder gestorben sind.
Multipolar: Wie lässt sich das messen?
Fenigson: Durch zwei Quellen. Die eine ist ein öffentliches Komitee, das letztes Jahr gegründet wurde. Die Menschen berichten dort über Impf-Nebenwirkungen, weil das Gesundheitsministerium bis vor etwa drei oder vier Wochen, als es anfing, kritisiert zu werden, keine Möglichkeit für die Öffentlichkeit geschaffen hat, Meldung zu erstatten. Die Berichterstattung des Gesundheitsministeriums ist auch jetzt sehr einseitig. Man füllt ein Formular aus, aber die Daten werden nicht an die Öffentlichkeit zurückgegeben, es ist wie ein schwarzes Loch. Also dieses Komitee ist die erste Quelle.
Die zweite Quelle sind die Menschen selbst, in den sozialen Medien. Immer wenn das Gesundheitsministerium etwas über den Erfolg des Impfstoffs schreibt, kommentieren die Menschen die Beiträge. Sie schreiben: Ich habe folgende Auswirkungen, mein Sohn wurde verletzt, mein Bruder, meine Mutter, mein Vater ist verstorben. Die Leute berichten mit ihrem vollen Namen. Ende September gab es den Fall, dass das Gesundheitsministerium auf Facebook postete, wie großartig der Impfstoff sei. Daraufhin haben 25.000 Bürgerinnen und Bürger das kommentiert, haben das Gesundheitsministerium als Lügner bezeichnet. „Es gibt Nebenwirkungen, sie behaupten aber, dass die Impfung nur toll ist, aber das stimmt nicht, es entspricht nicht der Realität.“ Das Gesundheitsministerium löschte noch in derselben Nacht 5.000 Kommentare. Dann griffen die Mainstream-Medien das auf, weil Bürger darüber berichtet hatten, und veröffentlichten einige Artikel, in denen es hieß, das Gesundheitsministerium versuche, dies vor der Öffentlichkeit zu verbergen.
Und es gibt noch eine weitere Quelle für Zeugenaussagen: The testimonies project.
Multipolar: Sie sagen, die meisten Mainstream-Medien berichten ausschließlich das, was die Meinung der Regierung ist. Die Zeitung Haaretz zum Beispiel galt als links gerichtete Zeitung, mit ausgewogener Berichterstattung. Hat sich seit Corona etwas geändert?
Fenigson: Haaretz veröffentlicht derzeit gerne Artikel mit Propaganda gegen Ungeimpfte, die eine „Gefahr für die Gesellschaft“ darstellen, und erklärt, warum sie eine Gefahr sind. Ich und meine Freunde haben Haaretz gelesen und einige Reporter haben letztes Jahr Seite an Seite mit uns gekämpft, als wir gegen die Korruption von Benjamin Netanjahu auf die Straße gingen. Es bricht einem das Herz, wenn man sieht, wie die Medien die Menschen verraten, egal, wo man im Spektrum steht, ob links, rechts, religiös, säkular, jüdisch, arabisch, äthiopisch, was auch immer. Im Moment gibt es eine neue Kluft: Es geht um gesundheitliche Entscheidungen und nicht um den Körper. Das ist die neue Kluft. Was die Leute meiner Meinung nach nicht sehen, ist, dass die ganze Impfdiskussion eine klassische Taktik des Teilens und Eroberns ist. Indem es den Regierungen gelingt, uns zu spalten und die Spaltung aufrechtzuerhalten, lenken sie uns vom eigentlichen Thema ab, nämlich dem Verlust und der Verletzung unserer grundlegenden Menschenrechte.
Multipolar: Auf Twitter bezeichnen Sie es als eine Art Hexenjagd gegen die Ungeimpften.
Fenigson: Entweder man befolgt die Regeln und tut, was einem gesagt wird, oder man ist der neue Feind. Man kann also sehen, wie sich linke und rechte Medien gegen diesen neuen Feind verbünden. Das gilt auch für Haaretz und viele andere Medien in Israel. Das ist sehr enttäuschend. Viele Menschen haben das Gefühl, dass es zur Zeit keinen echten Journalismus gibt. Diejenigen, die mutig genug sind und eine andere Meinung als die offizielle vertreten, kann ich an einer Hand abzählen. Wie Orly und Guy, zwei unabhängige Journalisten, die einzigen, die es wagen, beide Seiten zu präsentieren. Sie haben früher für die Mainstream-Medien gearbeitet. Oder Dr. Yaffa Shirraz, die vor kurzem wegen ihrer kritischen Meinung gefeuert wurde und nun Herausgeberin einer neuen unabhängigen Publikation ist. Aber wir sehen auch, dass die Bürger die Dinge selbst in die Hand nehmen und beginnen, zu berichten. Sie führen Live-Sessions auf Facebook und Twitter durch. Sie produzieren Podcasts und schreiben Kolumnen. Es gibt eine neue Zeitung, die jetzt von einigen der hier lebenden Menschen gegründet wird. Es wird viele neue Medienformen geben, denn nur sehr wenige berichten über die andere Seite, über die anderen Meinungen. Wo es eine Lücke gibt, wird diese gefüllt werden.
Multipolar: Wie man in den Sozialen Medien lesen kann, gibt es in Israel viele Demonstrationen, lautstark und im Wesentlichen friedlich. In Deutschland werden seit vielen Monaten größere Demos wegen der angeblichen Infektionsgefahr verboten. Zuvor wurden zehntausende Teilnehmer von Medien und Politikern als rechtsextrem diskreditiert.
Fenigson: Ich finde diese Demonstrationen großartig, weil sie Menschen aus sehr unterschiedlichen Gruppen zusammenbringen. In Israel werden sie nicht als rechts oder links bezeichnet, weil sie wissen, dass sie das nicht tun können. Es gibt Religiöse, Rechte und Linke, Araber, viele Menschen aus verschiedenen Gruppen stehen miteinander in Kontakt. Jeden Samstagabend findet ein Protest statt, jeden Donnerstagabend gibt es zwei Proteste in Jerusalem. Auch Haifa und viele andere große Städte in Israel beteiligen sich mit eigenen Aktivitäten. Bürger organisieren Picknicks vor Cafés, für Menschen, die nicht in die Cafés hinein dürfen. Sogar kleine Weckruf-Proteste von zwei bis drei Personen direkt vor den Häusern von Beamten, früh am Morgen, von mutigen Demonstranten, mit einem Megaphon und einem Freund, der die Facebook-Live-Übertragung macht. Es gibt viele Initiativen und alle diese Aktionen werden verbreitet. Es gibt also ein Informations- und Synchronisationsnetzwerk zwischen den verschiedenen Gruppen des Widerstands. Wir sind dabei, eine Art Parallelwelt aufzubauen. Wir verlassen uns auf vertrauenswürdige Leute, die von vor Ort berichten, und versuchen, das, was draußen passiert, zu ignorieren. Denn es ist schwer, das Ausmaß an Aufwiegelung, Hass und gewalttätigen Äußerungen zu ertragen.
Multipolar: Sie meinten im Vorgespräch, dass das Narrativ früher oder später zusammenbrechen wird – das Narrativ, dass die Impfung das einzige Mittel zur Bekämpfung des Virus ist, dass Ungeimpfte gefährlich für die Gesellschaft sind. Zusätzlich gibt es in Deutschland das Narrativ, dass Kritiker rechts sind. Wie ist das in Israel?
Fenigson: Ich denke, am Anfang war es sehr erfolgreich, dass ungeimpfte Menschen eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen, das haben die Leute geglaubt. Jetzt geht es um die Kinder. Es heißt: Wenn wir die Kinder nicht impfen, sind alle gefährdet. Mit diesem Narrativ sind sie nicht sehr erfolgreich. Und genau deshalb versuchen sie, die Aufmerksamkeit davon abzulenken, indem sie berichten, dass die Beamten des Gesundheitsministeriums bedroht werden. Es wurde bereits bewiesen, dass es keine lebensbedrohlichen Angriffe gab.
Ärzte werden nun als eine weitere Gefahr für die Gesellschaft ins Visier genommen, mutige Ärzte, die bereit sind, Menschen zu helfen und ihre Meinung zu äußern. Es gibt also Ablenkungsmanöver, mit denen versucht wird, zu vermeiden, dass über die Tatsache gesprochen wird, dass Kinder, die nicht geimpft werden, wieder gesunden. Einige Wissenschaftler, wie Dr. Geert Vanden Bossche, unabhängiger Virologe und Impfexperte, der früher unter anderem bei der Bill & Melinda Gates Foundation tätig war, erklärt, dass Kinder, die nicht geimpft werden, unsere letzte Schutzbastion sind. Er weist darauf hin, dass wir, wenn wir die gesamte Bevölkerung impfen, was Israel versucht, die gesamte Gesellschaft dem Risiko aussetzen, mit den nächsten Mutationen nicht fertig zu werden. Wir werden immer wieder neue Impfstoffe entwickeln müssen, um der nächsten Mutation zu begegnen. Die Kinder sind also sehr wichtig für unseren Schutz. Aber die Regierung versucht, alle davon zu überzeugen, dass sie im Moment eine Gefahr darstellen.
Aber zurück zur Frage des Narrativs: Ich habe keinen Zweifel, dass das Narrativ zusammenbrechen wird. Die Frage ist nur, wann. Denn es gibt Wahrheiten, die sich nicht verbergen lassen. Menschen werden geschädigt. Das kann man nicht lange verbergen. Vielleicht versuchen die Leute, es zu vertuschen. Vielleicht melden Ärzte es nicht. Aber irgendwann ist die Wahrheit zu mächtig, um sie zu verbergen.
Multipolar: Am 10. November hat Israel entschieden, den Impfstoff von BioNTech/Pfizer auch für Kinder ab fünf Jahren zu empfehlen. Die Impfaktion hat bereits begonnen. Einer Studie der israelischen Krankenkasse Meuchedet vom Oktober 2021 zufolge würden rund 48 Prozent der befragten Eltern ihre Kinder impfen lassen.
Fenigson: Ich glaube nicht, dass die Mehrheit dieses Narrativ wirklich glaubt. Übrigens behaupte ich nicht, dass die Impfstoffe schlecht sind. Ich glaube, dass es den meisten Menschen, die sich impfen ließen, gut geht. Aber einige Menschen wurden dabei geschädigt, und das müssen wir in Betracht ziehen. Und wir dürfen den Kindern nicht schaden. Wir beobachten bereits bei Teenagern schwere Nebenwirkungen wie Herzmuskelentzündung. Das wird meist unter den Teppich gekehrt. Aber viele Eltern wachen jetzt auf und sagen: Okay, ich habe für mich selbst gesorgt, bin geschützt, weil ich geimpft bin. Aber ich werde das Experiment nicht an meinem Kind durchführen.
Multipolar: Was wird nun passieren in Israel?
Fenigson: Je aggressiver die Kampagne für die Impfung von Kindern ist – ich habe Ähnliches von Freunden in England gehört –, desto mehr setzt die Gesellschaft Einschränkungen durch. Wenn es in der Schule Infektionen gibt, dürfen die Kinder zwar weiterhin in die Schule gehen, werden aber später zu Hause unter Quarantäne gestellt. Ein modernes Gefängnis. Das ist eine neue Regelung in Israel für zehn Tage. Während dieser zehn Tage müssen sie jeden Tag einen Antigentest und am letzten Tag einen PCR-Test machen. Man gibt ihnen das Gefühl, dass sie gefährlich sind und dass wir uns vor ihnen schützen müssen. Sie haben Angst, dass sie jemandem schaden könnten. Und wenn sie in die Schule gehen oder sich mit Freunden treffen, bringen sie all diese Angst mit. Sie beginnen, sich gegenseitig zu schikanieren.
Der psychische Zustand vieler Kinder und Jugendlicher ist nicht sehr gut. Es gibt viele Anrufe bei Fachleuten für psychische Gesundheit, bei Psychologen und Psychiatern sowie bei Schulleitern, die über Gewalt an Schulen berichten, und wir sehen jetzt, dass die Medien sogar anfangen, darüber zu berichten, was bedeutet, dass es zu „laut“ ist, um es zu verbergen. Meine Sorge ist, dass die Zahl der Selbstmorde zunehmen wird, wie in Australien. Das ist sehr beängstigend. Wir müssen daran denken, dass diese Kinder und Jugendlichen unsere Zukunft sind. Wenn wir uns jetzt nicht um sie kümmern, ihnen das Gefühl der Sicherheit geben, ihnen helfen, sich in dieser schwierigen Zeit zurechtzufinden, das Gefühl geben, geliebt zu werden, und dass sie niemanden gefährden, werden wir in Zukunft viele Probleme haben.
Multipolar: In Deutschland haben wir nun 2G im öffentlichen Leben, 3G am Arbeitsplatz und auch an einigen Fachhochschulen die 1G-Regel, eine offene Diskriminierung Ungeimpfter. In Israel gibt es den Green-Pass.
Fenigson: Wenn man nicht geimpft, genesen oder getestet ist – und der israelische Green Pass ist nur sechs Monate gültig –, kann man nicht in Konzerte, Restaurants, Cafés oder ins Kino gehen. Man kann nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Und das Schlimmste ist, dass viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie sich nicht impfen lassen wollen. Es wird erwartet, dass die Regierung in wenigen Tagen eine weitere Verlängerung des Gesetzes beschließen wird, die eine Verlängerung des Ausnahmezustands bis Ende 2022 vorsieht. [Anmerkung der Redaktion: Das ist inzwischen geschehen. Das Notstandsgesetz wurde am 29. November in Anwesenheit von 19 Abgeordneten (von 120 Mitgliedern) verlängert. Währenddessen fand eine Demonstration vor der Knesset statt.] Im Rahmen dieser Verlängerung können die Diskriminierungs- und Zwangsmaßnahmen mit dem Grünen Pass weiterbestehen, und es wird vorgeschlagen, neue Maßnahmen hinzuzufügen, wie zum Beispiel die obligatorische Einführung von PCR-Tests. Wer sich weigert, kann mit einer Geldstrafe oder Gefängnisstrafe rechnen. Zweitens gibt es bereits ein Gesetz, wonach Polizeibeamte ohne Durchsuchungsbefehl in Ihre Wohnung gelangen können. Wir sehen also einer solchen Zukunft entgegen. Das zeigt, dass das ganze „links und rechts“ die gleiche Spaltungstaktik ist. Politiker, die „links“ waren und angeblich die Menschenrechte schützten, wie die Parteien „Meretz“ oder „Labour“, unterstützen und fördern menschenrechtswidrige Einschränkungen und Gesetze.
Multipolar: Warum wird keine allgemeine Impfpflicht eingeführt?
Fenigson: Zunächst einmal: Es könnte dazu kommen. Und wenn, dann wäre das meiner Meinung nach ein großer Fehler, was das Image des Landes betrifft. Die Erklärung dafür ist, dass Länder wie Israel, Deutschland und andere weiterhin so tun müssen, als seien sie Demokratien. Und wenn sie sagen, dass Impfstoffe gesetzlich vorgeschrieben sind und man sie anwenden muss, weil man andernfalls strafrechtlich verfolgt wird, zeigen sie der Welt und ihren eigenen Bürgern, dass sie keine Demokratien mehr sind. Ich glaube, sie wollen ihr demokratisches Image nicht zerstören. Und warum? Weil ihre ganze Darstellung auf der Vorstellung beruht, dass sie das tun, um uns zu schützen. „Die Kompromisse bei den Menschenrechten und Freiheiten sind zu eurem Besten“. Und viele Menschen glauben diese Geschichte. Wenn sie aggressiver werden als heute, könnten diejenigen, die ihnen diese Geschichte abkaufen, aufwachen und verstehen, dass die Regierung nicht auf ihrer Seite steht, weil sie im Gegensatz zu einer „Demokratie“ Zwangsmaßnahmen ergreift. Und die Regierung kann nicht riskieren, dass die gesamte Öffentlichkeit das Vertrauen in sie verliert.
Multipolar: Wieso stehen Ihres Erachtens so wenige Menschen auf?
Fenigson: Die Menschen wollen so leben, wie sie es gewohnt sind. Es ist sehr schwer, sich zu entscheiden: Okay, ihr wollt mir das verbieten? Kein Problem, ich werde mein Leben ohne all diese Dinge weiterführen. – Ich verstehe das. Ich weiß nur, dass eine neue Welt auf uns wartet, in der wir entscheiden können, was wir mit unserem Leben und unserem Körper machen möchten. Sobald wir in unserer Souveränität stehen, sobald wir in unserer Wahrheit stehen und den Wandel in der Realität akzeptieren, akzeptieren wir den Wandel unserer Umstände – wir schaffen einfach neue Realitäten. Wir schaffen Alternativen. Ich kann Ihnen von Israel erzählen: Es gibt neue Gemeinschaften rund um die Kultur, Festivals, die stattfinden, Kinos, im Freien. Es gibt Cafés, die die Menschen in ihren Vierteln einrichten. Es gibt soziale Zusammenkünfte, Partys, all das für Menschen, die sich nicht an dem Experiment beteiligen.
Wir können also eine alternative Gesellschaft, eine alternative Kultur aufbauen. Es ist nur so, dass es eine Menge Arbeit ist und wir Angst vor Veränderungen haben, also widerstehen wir ihnen natürlich. Ich respektiere wirklich jeden Menschen und das, was er tut. Ich bin nicht gegen Impfstoffe im Allgemeinen. Ich bin gegen den Zwang, der ausgeübt wird. Es sieht nur so aus, als ob es die Minderheit wäre, weil die Leute relativ ruhig sind. Aber es gibt viele gute Menschen um uns herum. Eines weiß ich ganz sicher: Nichts, keine Bedrohung eines Arbeitsplatzes, kein Entzug von Luxus, kein Verbot des Kulturlebens wird auf Kosten meiner Souveränität und meiner Freiheit gehen. Das weiß ich einfach und das ist es, was mich leitet.
Multipolar: Obwohl Sie dafür angegriffen werden.
Fenigson: Es gibt digitale Überwachungsgruppen, die nach einflussreichen Personen oder Ärzten suchen, Screenshots von ihren Aktivitäten machen und sie dämonisieren, sei es in sozialen Medien oder in den Mainstream-Medien. Ich werde nicht den Mund halten, nur weil jemandem meine Meinung nicht gefällt. Ich denke, dass die Redefreiheit eines der letzten Dinge ist, die wir noch haben. Und wenn wir das aufgeben, was haben wir dann noch?
Multipolar: Aber eine Seite ist davon überzeugt, Umgeimpfte würden Menschen gefährden.
Fenigson: Es geht um die Menschenrechte, die persönlichen Grundrechte, gegenüber den kollektiven Rechten. Wenn man das Kollektiv über das Individuum stellt, schränkt man die Grundrechte des Individuums ein. Es ist wie in einem sozialistischen Regime, wo die Regierung, das Land, das Kollektiv an erster Stelle steht,vor dem Individuum. Ich dachte, dass wir seit dem Nürnberger Kodex unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg ein paar Dinge gelernt hätten – dass es körperliche Autonomie, einen freien Willen und eine freie Wahl gibt. Wir haben in Israel Grundrechte. Wir haben 30 grundlegende Menschenrechte, die immer wieder außer Kraft gesetzt werden. Wir sind eine kollektive Menschheit, die dieses schreckliche Experiment gemeinsam durchmacht. Und wenn wir in diese Kluft fallen, ist das unser Ende. Wir müssen einen Weg finden, uns zu verbinden und uns gegenseitig zu respektieren, trotz aller Unterschiede.
Zum Interviewpartner: Efrat Fenigson, Jahrgang 1980, ist eine australisch-israelische Staatsbürgerin. Nach dem Informatikstudium in Australien arbeitete sie zunächst als Programmiererin, später in Marketingpositionen für verschiedene Unternehmen, hauptsächlich in der Technologiebranche, sowohl für Großunternehmen als auch für Start-ups. Sie ist alleinerziehende Mutter und lebt in Tel Aviv, Israel. Über ihre Social-Media-Kanäle berichtet sie über die Proteste gegen die Corona-Politik in Israel. T-Online schrieb im Oktober 2021 über sie: „Efrat Fenigson hat eine erhebliche Follower-Schar auf Twitter, arbeitet als Marketingchefin für einen Co-Working-Space in Tel Aviv und wurde kürzlich von einer Organisation für Start-up-Gründer und -Investoren zu einer der vielversprechendsten Marketingexperten des Jahres gekürt. Dass sie ihr Können nun für den Kampf gegen die Impfpolitik einsetzt, lässt sich als Zeichen deuten, dass sich der Widerstand gegen die Regierungsstrategie nicht mehr auf eine kleine Gruppe ideologischer Impfgegner beschränkt.“
Quelle: Multipolar-Magazin.com
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Bild: Pixanay -Glavo
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