Dr. Thomas Külken – Corona III

Ein neuer Podcast aus einer Serie von 6 Teilen von Dr. Thomas Külken

Die Hygiene als soziales Problem (III)

Im Namen der Hygiene ist der Staat dazu über­gegangen, das gesamte so­ziale Leben auf au­toritäre und brutale Weise zu reglementieren, zu kon­trollie­ren und zu ruinieren.

Kann es da noch mit rechten Dingen zugehen?

Und was wären denn die rechten Dinge im sozialen Leben? Diesen Fra­gen gehe ich in einer Reihe von 6 Beiträgen nach.

In den ersten zwei Beiträgen haben wir gesehen, dass bestimmte Probleme der Hygiene keine reine Privatangelegenheit sind und durchaus der sozialen Regelung bedürfen. Dass soziale Re­ge­lungen aber nur dann zum Wohl der Men­schen ausschlagen, wenn sie auf demokratischem Wege zu­stande kom­men.

Dass die demokratischen Ab­läu­fe leider durch den allwaltenden Auto­ri­täts­­glau­ben auf fata­le Weise untergraben werden und dass dieser Au­to­ritätsglaube so blind und so mächtig gewor­den ist, weil wir dasjenige verlernt haben, was uns mit der Realität verbindet: weil wir das Staunen verlernt haben, das uns unterbewusst mit der Ganzheit einer Sache verbindet. Unsere Intelligenz erfasst ja immer nur die Teile einer Sache.

Wenn wir aber, bevor wir den Verstand auf eine Sache anwenden, die Sache bestaunen, dann bildet sich in uns ein Gemütsboden, und in den ­pflanzen wir dann das Verständnis ein. Und die Folge davon ist, dass wir im Ganzen dann auf einer viel breite­ren Basis des Verständnisses arbei­ten. Weil diese Ba­sis fehlt, werden einerseits die Zukunfts-Visionen, die die Autoritäten ausbrüten für das sozia­le Le­ben, immer abwegiger und menschenfeind­li­cher – und es wird andererseits der allgemeine Glaube an diese Zwangs­vorstellungen immer absoluter.

Durch das bewusst gepflegte Staunen ent­wickeln wir ein sicheres Gefühl für die Geistigkeit der Din­ge.

Und dieses Gefühl weckt das echte Bedürfnis nach Erkenntnis. Dieses ist das erste der drei sozialen Grundbe­dürf­nisse: das Be­dürfnis nach Wis­­sen und Wis­sen­­schaft, nach Infor­ma­ti­on, Bil­dung, Kunst, Reli­gi­on usw. Das zweite soziale Grundbe­dürf­nis ist das nach inne­rer und äußerer Sicher­heit und insbesondere nach Schutz der indi­vi­duellen Selbstbe­stim­­mung. Und das dritte ist das nach ei­ner wirt­schaftli­chen Le­bens­­grund­lage.

Das Bedürfnis nach Wis­sen­schaft, Bildung, Kunst und Reli­gi­on kann nur befrie­digt werden durch ein Geistes­leben, das sich ab­so­lu­t frei entfal­ten kann – äußerlich frei von staat­­licher und wirt­schaft­­­li­cher Ein­flussnahme, und innerlich frei, wo­für jeder Mensch selbst zu sorgen hat.

Das Be­dürfnis nach Si­cherheit und individueller Selbst­be­stimmung wird garantiert durch Grund­rechte und durch Ge­set­ze, die auf demokrati­schem Wege zustande kom­­men und für jeden Bür­ger gleichermaßen gelten. Und das Bedürfnis nach einer wirt­schaft­li­chen Le­bens­­grundlage wird befriedigt durch ein Zusam­menwirken von Produzen­ten, Ver­brau­chern und Händ­­lern auf der Basis der Brü­der­lichkeit – also des Al­tru­is­mus und nicht des Egoismus.

Hier klin­gen die drei Prinzipien der Fran­zö­sischen Re­vo­luti­on an:

Frei­heit, Gleich­heit, Brüderlich­keit: Frei­heit im Geis­tes­leben, in allen Wissen­schaften einschließlich der Rechtswissen­schaft, Gleich­­­heit im staatlichen, im Rechts­leben und Brüder­­­­lich­keit im Wirtschafts­leben.

Das ist die wichtige Beobachtung Rudolf Steiners, dass der soziale Organismus nur dann gesund funk­­­­­­­tionieren kann, wenn wir uns in jedem der drei Be­reiche, im Geistesleben, im Rechtsleben und im Wirt­schaftsleben, stets orientieren an dem je­weils sach­gemäßen Prinzip – und dass der so­zi­ale Orga­nis­mus krank werden muss, wenn die drei Berei­che daran gehindert werden, sich ihrem Wesen gemäß zu entfalten.

Von hier aus fällt ein klärendes Licht auf Ar­ti­­kel 1 unseres Grund­ge­setzes.

Er lau­tet: „Die Würde des Men­schen…zu achten und zu schüt­­­zen ist Ver­pflich­tung aller staat­lichen Ge­walt.“ …zu achten und zu schüt­­zen… heißt es da, und wir können fragen: Was genau hat die Staatsgewalt zu schüt­zen, und was hat sie zu achten?

Die Schutz-Pflicht des Staates gilt dem 2. Grund­­­be­­dürf­nis, dem Bedürfnis nach individueller Selbst­bestimmung, nach demokra­ti­scher Re­ge­lung der inneren und äußeren Sicher­heit und nach einer unabhängigen Jus­tiz, die die Bürger vor Misse­tä­tern ebenso schützt wie vor staat­licher Willkür.

Dagegen be­zieht sich die Ach­tungs-Pflicht des Staa­­­­tes auf die beiden andern Grund­­be­dürf­nisse.

Rücksichtsvoll hat sich die Staatsgewalt heraus­zu­hal­­ten aus der Ge­stal­tung des Wirt­schaft­li­­chen und aus der Gestaltung des geistigen Le­bens! Sie hat zu ach­ten, dass das Geis­tes­leben und das Wirt­schafts­leben sich nach ih­ren ei­genen Prin­zi­pien entfalten müssen, dass sie ihre jeweils ei­­­ge­nen Verwal­tungs­organe ha­ben müssen, die nach eigenen Erforder­nissen gewählt und geleitet wer­den.

Lichtjahre sind wir von dieser gesunden sozialen Ordnung entfernt: weil kein demokratischer Wille vorhanden ist, den Staat auf seine Schutzfunk­ti­o­nen zu beschränken und seine ungesunde Ein­fluss­nahme auf das Geistes- und Wirt­schafts­leben zu unterbinden.

Soweit dieser dritte von 6 Beiträgen zum Thema “Die Hygiene als soziales Problem”.

Im Lichte die­ses Themas soll im nächsten Beitrag gezeigt wer­den, welch verhee­ren­de Folgen es für das so­zi­ale Leben hat, wenn sich die Staatsgewalt nicht auf ihre Schutzfunktion beschränkt und diese Schutz­funktion noch dazu in ihr Gegenteil ver­kehrt und die Bürger entmündigt und der Will­kür ausliefert.

Zum Schluss lese ich wieder den Denk­spruch Rudolf Steiners, den ich zum geis­ti­gen Begleiter dieser Be­trach­tungen ausgewählt habe:

Die Welt ist ohne den Geist

Für den Menschen wie ein Buch,

Abgefasst in einer Sprache,

Die er nicht lesen kann,

Doch von dem er weiß

Dass sein Inhalt lebenbestimmend ist.

Und Geisteswissenschaft will erstreben

Die Kunst des Lesens;

Sie hält sich für notwendig,

Weil sie glauben muss,

Dass sie von dem Leben

Selbst gefordert wird,

In das die Menschheit

Durch die Entwickelungskräfte

Der Gegenwart

Eingetreten ist.

Es grüßt  Thomas Külken.

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