„Hier will ich nicht mehr leben“ – Auswanderung wegen Corona-Politik?

Viele leiden unter der deutschen Corona-Politik; manche protestieren dagegen.

Aber gleichzeitig kursiert ein anderer Gedanke: die Auswanderung.

Aber warum hegen offenbar immer mehr Menschen in Deutschland den Wunsch, das Land zu verlassen?

Beitrag von Dagmar Henn für RT-Deutsch

Auswanderungsbewegungen spiegeln immer das politische Schicksal eines Landes wider.

Die große deutsche Auswanderung in die USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beispielsweise war unmittelbare Folge der gescheiterten Revolution 1848. Es müsste nicht verwundern, wenn der augenblickliche Zustand, in dem Meinungsäußerungen, die nicht auf Linie sind, kaum mehr gefahrfrei möglich sind und Lebensfreude ertestet werden muss, zu einem Anstieg der Auswanderung führen würde.

Statistisch lässt sich das natürlich noch nicht belegen; die neuesten Zahlen des statistischen Bundesamtes geben das Jahr 2019 wieder. Aber gefühlt und gehört ist da einiges in Bewegung; fast jeder kennt mindestens eine Person oder Familie, die daran denkt, auszuwandern, oder schon dabei ist, die Auswanderung konkret vorzubereiten.

RT DE hateinmal ganz oberflächlich nachgefragt.

Auf die Frage „Hattest du wegen der Corona-Politik schon mal den Gedanken, auszuwandern“ antworteten auf Instagram 93 Prozent mit „ja“. Das ist natürlich nicht repräsentativ, sondern nur ein Stimmungsbild; aber vor einigen Jahren wäre ein so deutliches Ergebnis noch nicht denkbar gewesen.

 

 

„Das Fass zum Überlaufen gebracht hat Corona und die indirekte Impfpflicht.“

So lautete eine der Antworten auf die Frage nach dem Grund in kurzen Interviews, die RT DE daraufhin mit zur Auswanderung entschlossenen Lesern führten. „Ich habe nur dieses eine Leben und lasse mir nichts von Politikern vorschreiben,“ so die Antwort eines anderen. 

Bis 1990 lag die Auswanderung aus der BRD bei um die 50.000 Personen pro Jahr. Bis Mitte der 2000er stieg sie auf ca. 150.000; in den letzten Jahren lag sie zwischen 250.000 und 300.000. Die Auswanderungsrate der Deutschen ist höher als in vielen anderen Industrienationen. Nach Untersuchungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung sind die Auswanderer überdurchschnittlich gut gebildet und wollen vor allem beruflich vorankommen; nur ein Fünftel war mit dem Leben in Deutschland unzufrieden.

 

Die nun auf Instagram befragten potenziellen Auswanderer lagen mit einem Alter zwischen 20 und 40 alle in der Altersgruppe, die statistisch gesehen am häufigsten auswandert.

Wobei hier die Zahlen täuschen können – die vielen Rentner, die das Land verlassen, weil sie andernorts mit ihrer Rente besser auskommen können, behalten einen Wohnsitz im Inland und werden daher nicht als Auswanderer gezählt.

Bei den meisten Gesprächspartnern ist es keine spontane Entscheidung. „Vor zwei oder drei Jahren habe ich das erste Mal an Auswanderung gedacht. Mir gefällt viel in diesem Land nicht, was ich als Einzelner nicht ändern kann“, antwortete ein 21-Jähriger. Ein anderer denkt darüber nach „seit 2011, als ich das erste Mal in den Staaten war, um meine Familie zu besuchen“.

Auffällig ist, dass ein besseres Einkommen oder bessere Aufstiegschancen, die nach den vorhandenen Untersuchungen über Auswanderung aus Deutschland die Hauptgründe sind, bei den Antworten, die wir erhielten, keine Rolle spielten. Im Gegenteil – die Befragten sind bereit, ein schlechteres Einkommen in Kauf zu nehmen. „Ich verdiene derzeit gutes Geld und mir ist bewusst, dass ich im Ausland erstmal weniger verdienen werde.“

„Wir haben Angst vor der Zukunft.“ Das ist auch jenen Antworten zu entnehmen, die es nicht so explizit benennen. Und diese Zukunftsangst ist vor allem politisch begründet; das lässt sich aus den Antworten auf die Gegenfrage erkennen, was passieren müsste, damit sie nicht mehr an Auswanderung denken.

„Freies Leben müsste wieder möglich sein. Ohne Einheitsmeinung, ohne Zensur, ohne Diskriminierung, ohne Meinungsmache.“

„Es muss eine vernünftige Demokratie geben, ggf. mit Volksentscheiden.“ Keine Menschen also, denen die Entwicklung ihres Landes gleichgültig ist, nur solche, die die Hoffnung verloren haben, es könne sich etwas zum Besseren ändern.

Ein besonders schlechtes Zeichen für die Zukunft dürfte sein, dass jetzt schon einige mit Blick auf eine mögliche Zwangsimpfung für Kinder ihre Auswanderung angehen. „Meine Schwester ist schwanger und will das Kind nicht impfen lassen“, lautete etwa eine der Aussagen. Solche Überlegungen dürften sich in den nächsten Monaten häufen.

Die Möglichkeit, wieder reisen zu können, wird dieser Tendenz ebenfalls keinen Abbruch tun. Schließlich können viele dann live erleben, dass andere Länder weit weniger lebensfeindlich auf Corona reagiert haben. Die zaghafte Berichterstattung darüber hierzulande hat, zusammen mit der Unmöglichkeit zu reisen, diese Erkenntnis bisher verhindert. Und manchmal sind es die einfachsten Dinge, die zu großen Schritten anregen:

„Ich bin seit über einem Jahr nicht mehr ohne Maske in einem Supermarkt gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas mich glücklich machen kann …“

Quelle: RT-Deutsch

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