Corona-Infizierte könnten dauerhaft immun sein

Neue Hoffnung auf Immunität

Eine Corona-Immunität könnte für Monate, vermutlich eher Jahre wirken

Frühere Studien zeigen, dass Patienten nach einer überstandenen Corona-Infektion nicht lange immun gegen das Virus waren. Jetzt gibt es eine neue Untersuchung, die wieder Hoffnung macht.

Vor Kurzem sorgte eine britische Veröffentlichung für Aufsehen: Die Forscher berichteten darin, dass die Untersuchten, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, zwar entsprechende Antikörper gebildet hatten, diese jedoch nach einigen Monaten bei vielen nicht mehr nachweisbar waren.

Das Ergebnis einer anderen Arbeit, die in Nature Medicine erschien, ist ähnlich ernüchternd: Symptomfreie, infizierte Probanden wiesen zwar zunächst Antikörper auf, diese waren aber nach 2 Monaten bereits nicht mehr nachweisbar.

Was bedeutet das für die Impfstoffentwicklung?

Lässt die Immunität also nach nur wenigen Wochen schon wieder nach oder kann man sich sogar erneut infizieren? Ein echtes Problem – insbesondere hinsichtlich der Impfstoffentwicklung. Das würde nämlich bedeuten, dass eine Corona-Impfung nach wenigen Monaten wieder aufgefrischt werden müsste. Eine ernüchternde Aussicht.

Eine neue Studie steht in scheinbar beruhigendem Kontrast dazu. Die Ergebnisse wurden noch nicht veröffentlicht, aber Virologen der Uniklinik Essen berichten schon darüber. Denn an der Studie des deutsch-chinesischen Gemeinschaftslabors in Wuhan waren neben chinesischen Experten auch drei Virologen aus Essen beteiligt.

Die Virologen berichten, dass 80 Prozent der 327 untersuchten COVID-19-Patienten aus Wuhan auch noch nach 6 Monaten neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 aufweisen. Die untersuchten Patienten gehören zu den Menschen, die weltweit als erstes infiziert waren.

Wie lange solch eine Immunität anhalte, sei noch unbekannt. „Nach der aktuellen Studie muss man aber zumindest von mehreren Monaten, vermutlich eher Jahren, ausgehen“, sagte der Virologe Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen.

Also alles nur halb so wild?

Das lässt sich nach wie vor nicht genau beantworten.Viele Arbeitsgruppen untersuchen lediglich, ob und wenn ja welche Antikörper nach einer Infektion gebildet werden. Dabei sind sie nur ein Teil der Immunantwort, die aktiv wird, wenn der Körper einen Erreger bekämpft.

Die T-Zell-Immunantwort könnte mindestens genauso wichtig sein. Bei asymptomatischen Patienten haben Forscher etwa statt vielen passenden Antikörpern, eine Immunreaktion über die T-Zellen nachgewiesen.

In dem Zusammenhang liest man auch öfter den Begriff der „memory respone“. Das bedeutet, dass Personen durch vorherigen Kontakt mit anderen Coronaviren bereits unspezifische T-Zellen gegen SARS-CoV-2 in sich tragen können, was zu einer verbesserten Immunantwort gegen das Virus führen könnte.

SARS-CoV-1: Auch noch 17 Jahre später immun

Interessante Ergebnisse liefert dahingehend eine Studie aus Singapur. Die Forscher untersuchten einerseits, inwiefern Genesene einer 17 Jahre zurückliegenden SARS-1-Infektion vor SARS-CoV-2 geschützt sind. Zudem untersuchten sie in der Nature-Studie, inwiefern T-Zellen von noch nicht mit SARS-1 oder -2 infizierten Menschen ebenfalls das zirkulierende Virus erkennen, also ob eine Kreuzreaktivität besteht.

Bei allen COVID-19-Genesenen konnten die Autoren CD4- und CD8-T-Zellen nachweisen, die mehrere Regionen des Nukleokapsid-Proteins von SARS-Cov-2 erkennen. Außerdem stellten sie fest, dass ehemalige SARS-Infizierte 17 Jahre nach dem Ausbruch von 2003 immer noch langlebige Gedächtnis-T-Zellen besitzen, die auf das SARS-Nukleoprotein reagieren und eine robuste Kreuzreaktivität mit dem Protein von SARS-CoV-2 zeigen.

Zudem entdeckten sie auch häufig SARS-CoV-2-spezifische T-Zellen bei Personen ohne Vorgeschichte von SARS, COVID-19 oder Kontakt mit SARS/COVID-19-Patienten.

Bemerkenswert ist in dem Fall, dass diese Immunatwort auch nach 17 Jahren noch bestand. Inwiefern dadurch tatsächlich auch immer noch Immunschutz gegeben ist, lässt sich durch den alleinigen Nachweis dieser T-Zellen im Blut aber nicht sagen.

Erfolg einer Impfung noch unklar

Bislang sind sich Mediziner darin einig, dass die Immunantwort bei Patienten höchst unterschiedlich ablaufen kann. Bei schweren Krankheitsverläufen scheint die Immunantwort sehr stark auszufallen. Sie bilden besonders viele Antikörper, aber viele weisen nur eine geringe oder sogar gar keine T-Zell-Antwort auf. Bei leichten oder asymptomatischen Verläufen ist hingegen meist eine T-Zellantwort nachweisbar.

Solange noch nicht geklärt ist, welche Rolle Antikörper und T-Zellen bei einer SARS-CoV-2-Infektion tatsächlich spielen, ist auch der Erfolg einer Schutzimpfung unklar. Doch bis jetzt ist ein Impfstoff die beste Möglichkeit, dem Virus die Stirn zu bieten.

Quelle: www.doccheck.com/de/

Bild: Unsplash – lina-trochez


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