Das ist ermunternd. Aber um den Osterhasen mache ich mir Sorgen.
Wie soll er trotz Oster-Lockdown nebst Ausgangssperre die Ostereier verstecken?
Weißt Du noch, das hatten wir schon vor einem Jahr.
Damals hieß es „Ostern wird für niemanden so sein, wie wir es kennen“
und ich schrieb in Anlehnung an Goethe:
Osterspaziergang 2020
Überall regt sich Bildung und Streben,
Alles will sie mit Farben beleben;
Doch an Blumen fehlt’s im Revier
Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen finstern Tor
Dringt sonst ein buntes Gewimmel hervor.
Nicht so im Jahre ’20 des Herrn.
Am Tor steh’n Büttel aus der Kasern‘,
Sie drängen die zuchtlose Menge zurück,
Sie stoßen und knüppeln sie über die Brück‘.
Das alles geschieht zu des Volkes Bestem
– Ein Greis, der kotzt, mit etwas Festem.
„Seht ihr“, sagt der Chef-Virolog,
„Ich ahnt‘ es, und meine Ahnung trog
mich nicht und auch nicht den Landesherrn.
Der Alte hat bereits die Pest. Das ist die Ursach‘ dieser Sperr’n.
Der Doktor macht noch einen Test.
Wer uns nicht folgt, wird füsiliert,
denn Ungehorsam infiziert
sonst jeden und wie der Greis
ihr schmählich verendet.
Wenn ihr euch nicht wendet,
zu jenen Höh’n würd geh’n eure Reis‘.
So schert euch zurück in die dunklen Gemächer.“
Hinter ihm lauern die Büttel und Schächer
mit großen Knüppeln und finsterem Blick.
Und das Volk weicht zurück.
Jeder sonnte sich früher so gern
und feiert‘ die Auferstehung des Herrn.
Heut‘ sind sie in dunkle Kammern verbannt,
In niedriger Häuser dumpfen Gemächern
starren sie auf die feucht-kalte Wand.
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
ist niemand mehr ans Licht gebracht.
Was war des Volkes wahrer Himmel,
ist abgesperrt mit Flatterband.
Wo einst Berliner Stadtgetümmel,
ist heute ödes Geisterland.
Zufrieden jauchzt der Spahn-Verein:
Hier ist kein Mensch,
darf es nicht sein!