Erzähl uns deine Geschichte 12 Juli 2020

Ich erzähl euch meine Geschichte

Ihr fragt nach meinen Erfahrungen?

Ich glaube, sie sind nicht außergewöhnlich, finden sich in ähnlicher Form bei tausenden von Menschen wieder. Aber vielleicht ist es deshalb gut, sich auszutauschen und zu erkennen, dass andere ganz Ähnliches erlebt haben.

Bis Anfang dieses Jahres war ich, enttäuscht und frustriert von dem erbärmlichen Bild, das unsere Politiker seit vielen Jahren in der Öffentlichkeit abliefern, zu einem „Politikignoranten“ geworden. Ich hatte die Politik ausgeklammert und lebte in meinem eigenen Kokon.

Als dann Corona heraufdämmerte, wollte ich einige Zeit, zu lange Zeit daran festhalten. Es dauerte eine Weile, bis ich mich selbst damit konfrontierte, dass ich einfach Angst hatte, meine Komfortzone zu verlassen:

Ich bin seit Jahren Rentner mit einer auskömmlichen Rente, 

wohne in einer schönen Umgebung, mir ging und geht es gut. Warum sollte (s)ich daran etwas ändern?  Schließlich habe ich mich meiner Angst gestellt, das war ein längerer und durchaus schmerzhafter Prozess.

Und am Ende durfte ich feststellen, dass die Angst sich auflöst, wenn man ihr ins Gesicht schaut. Das ist erstaunlich, denn je mehr ich „erwache“, umso mehr Grauen muss ich erkennen.

Begonnen habe ich mit den Zahlen. Es kann doch nicht sein, dass allenthalben nur absolute Zahlen genannt und diese nicht ins Verhältnis gesetzt werden? Es kann doch nicht sein, dass man Begriffe wählt, die Falsches suggerieren zB die Zahl der sog. Infizierten, es kann……

Ich begann zu recherchieren und mir ist schnell ins Auge gestochen, dass die Mainstream Medien alle das gleiche Lied singen, das Lied aus Berlin.

Erst der Wechsel auf alternative Medien lehrte mich eine Vielzahl von Meinungen kennen. Heute ist meine Maxime: Ich will verstehen und nur wenn ich etwas verstehe, kann ich mir meine Meinung bilden. Ich habe ein Corona – Tagebuch angelegt, in dem ich die Entwicklung von Anfang an festhalte und meine ganz persönlichen Gedanken dazu niederschreibe.

Ich will mir von meinem Sohn und meiner Enkelin nicht vorwerfen lassen, nicht hingeschaut zu haben. Ich will nicht den Vorwurf hören, den wir unseren Eltern gemacht haben.

Und dann hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Am 28.4.2020 erscheint auf der ersten Seite der Badischen Zeitung zur gerade eingeführten Maskenpflicht ein Kommentar des Chefredakteurs Thomas Fricker unter dem Titel „Gelebte Solidarität“. 

Er schreibt, die Bevölkerung trage die Einschränkungen tapfer mit, ja viele fürchten sogar eine voreilige Rückkehr zur Normalität….

Ich habe ihn gefragt, woher er denn von dieser Mehrheit wisse, ob er vielleicht eine repräsentative Umfrage gestartet habe? 

Und ich fügte hinzu, dass ich von einer Zeitung erwarte, dass sie eine Meinungsvielfalt anbiete, damit der Leser zu selbstständigem Denken und zu einer freien Meinungsbildung geführt werde, eine Selbstverständlichkeit, die ich seit geraumer Zeit bei der BZ vermisse und daher das Abo kündige.

Frickers Antwort lautete ganz selbst entlarvend: 

„… es kann aus meiner Sicht Meinungsvielfalt nicht heißen, offenkundigen Blödsinn breit zu treten, nur damit ein vorgeblicher Proporz bewahrt ist. … Gleichwohl sollten Sie zur Kenntnis nehmen, dass die große Mehrheit der Bevölkerung derzeit den Kurs der Regierungen in Bund und Länder mitträgt….“ sic!!!

Von dem Moment wurde mir deutlich, dass ich mich nur noch über die alternativen Medien informieren konnte, das bedeutete, mich von meinem Frühstücksritual, zu dem auch die Tageszeitung gehört, verabschieden zu müssen. Information über die Zeitung war für mich bisher bequeme Bringschuld, sie ist fortan zur manchmal aufwändigen Holschuld geworden. 

Von dem Moment an wusste ich aber auch, wo ich hingehöre:

Auf die Straße zur Demonstration.

Am 2.5.2020 nahm ich zum ersten Mal in meinen 74 Jahren an einer Demonstration teil. Manche wachen spät auf, aber immerhin besser als durchzuschlafen.

Das Verhältnis zu meinen Freunden – und da geht es mir wie vielen – gestaltet sich als schwierig, einige Freundschaften sind geplatzt, bei anderen verständigt man sich thematisch auf „Wein, Weib und Gesang“.

Das schmerzt mich wirklich, stärkt aber gleichzeitig meinen inneren Durchhaltewillen. 

Wenn du Freunde verlierst, suche dir neue heißt es, doch das ist im Alter nicht ganz so einfach. Vielleicht finde ich sie unter den Querdenkern, in deren Umgebung ich mich verstanden und aufgehoben fühle. Ich habe das Gefühl, dass eine Herausforderung auf mich wartet, noch kann ich sie nicht greifen…

Freundliche Grüße

Peter (Schick)

Bild: Unsplash – aziz-achark


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