Als die Auszählungen begannen, wurde aus großen Staaten wie Florida oder Texas noch ein Vorsprung für Biden gemeldet. Im Laufe der Nacht wendete sich das Blatt. Immer mehr Staaten zeigten eine Mehrheit für Trump. Und nun, Stunden später, ist wieder alles anders. Wie erwartet dürfte es jetzt zu der wahren Schlammschlacht kommen, wenn es um die Auszählung der Briefwahlstimmen und um die Frage, welche Stimmen noch gewertet werden dürfen, geht.
Wahlnacht: Das Wechselbad der Gefühle
Im russischen Fernsehen begann der Moderator die Wahlsendung sinngemäß mit folgenden Worten: „Willkommen zur US-Wahl. Obwohl, es ist nicht eine Wahl, sondern es sind 52 Wahlen, denn in den USA hat jeder Staat seine eigenen Wahlgesetze und wer in einem Staat die Mehrheit holt, bekommt in fast allen Staaten nach der Regel „The Winner takes them all“ alle Wahlmännerstimmen, die dann den Präsidenten wählen.“
Das ist ein meinen Augen eine kurze, aber sehr gute Zusammenfassung des US-Wahlsystems. Daher ist auch das landesweite Wahlergebnis in den USA unwichtig, wichtig sind die Ergebnisse in den Bundesstaaten. Es gibt Staaten, die traditionell immer die gleiche Partei wählen und es gibt die Swingstates, in denen die Mehrheiten jedes Mal wechseln können.
Daher war es in unserer 12-stündigen Wahlsendung bei NuoViso auch das Dauerthema, die Ergebnisse und Prognosen in einigen wenigen Staaten genau zu verfolgen. Die wichtigsten waren Swingstates, die viele Wahlleute zur Präsidentenwahl schicken. Das waren in erster Linie Florida, Texas und Pennsylvania.
In Florida und Texas lief ziemlich genau das gleiche ab: Zu Beginn der Auszahlung führte Biden und im Lauf des Abends gewann Trump die Staaten. In Pennsylvania führte Trump ebenfalls, am Ende mit ca. 700.000 Stimmen oder 12 Prozent. Da Trump auch in fast allen Staaten des Ostens der USA in Führung lag, hat das russische Fernsehen gegen morgen in einer Beispielrechnung gezeigt, dass Trump, sollten sich diese Ergebnisse bestätigen, ca. 300 Wahlleute gewinnen würde. Zum Sieg genügen 270.
Daher gingen wir alle in der NuoViso-Sendung (und auch das russische Fernsehen) von einem deutlichen Sieg für Trump aus, selbst wenn der eine oder andere Staat noch „umkippen“ würde.
Die Wahlnacht in den Medien
In den westlichen Medien sahen wir gleichzeitig ein ganz anderes Bild. Biden führte demnach die ganze Nacht bei den Wahlleuten. Das kam durch einen einfachen Trick zu Stande, der am deutlichsten bei Hawaii und Kalifornien sichtbar wurde: Kaum waren die Wahllokale geschlossen, leuchteten die Staaten schon blau auf, sie wurden also Biden zugeschlagen. Für Hawaii haben wir in der Sendung gezeigt, dass bei Null ausgezählten Stimmen der Staat von CNN schon Biden angerechnet wurde.
Bei Trump hingegen haben die Medien so lange wie möglich gewartet, bis sie ihm schließlich die Wahlleute von Florida oder Texas zugeschlagen haben.
Medial wurde also das Bild einer zwar knappen Wahl erzeugt, aber mit einem dauerhaft in Führung liegenden Joe Biden. Das war aber Stundenlang ganz anders, wie wir an den Zahlen gesehen haben, die alle zehn Sekunden aktualisiert wurde und online zur Verfügung standen.
Die Briefwahl
Die Briefwahl in den USA ist ein ganz eigenes Thema, über das die deutschen „Qualitätsmedien“ nicht korrekt berichten. Es geht dabei nicht um eine Briefwahl nach unserem Verständnis, bei der man seine Briefwahlunterlagen anfordert, sondern die Briefwahlunterlagen wurden oft pauschal verschickt.
Da es in den USA jedoch kein Meldewesen gibt und die Wählerverzeichnisse fehlerhaft sind, kann niemand kontrollieren, wer die Unterlagen zugeschickt bekommt, ausfüllt und in den Briefkasten wirft, hier finden Sie Details dazu. Die deutschen Medien behaupten jedoch, das System wäre sicher und Trump hätte keinerlei Belege für seine Befürchtungen hinsichtlich der Briefwahl.
In vielen Staaten, vor allem im so wichtigen wie Pennsylvania, werden die Briefwahlstimmen erst später ausgezählt. Und es ist klar, dass es mehrheitlich Wähler der Demokraten sind, die Briefwahl gemacht haben.
In Pennsylvania war das Ergebnis am Morgen, dass Trump mit 700.000 Stimmen oder 12 Prozent in Führung lag. Gleichzeitig fehlten etwa zwei Millionen Stimmen, die noch ausgezählt werden müssen. Damit Pennsylvania kippt, müssten also über 1,3 Millionen der zwei Millionen Stimmen oder über 65 Prozent an Biden gehen. Ähnlich war es in anderen Staaten. Das ist nicht zwar nicht unrealistisch, aber so deutliche Unterschiede sind in den USA selten.
Vermutlich entscheiden Gerichte, wer Präsident wird
Nun beginnt der Streit um diese Stimmen. Welche sind gültig? Wie viele Tage nach der Wahl werden verspätet eingehende Briefwahlstimmen noch gewertet? In einigen Staaten werden sie noch bis zum 20. November gewertet, wenn der Poststempel nur vom 3. November oder älter ist.
Trump hat in seiner Erklärung angekündigt, dass er nun gerichtlich gegen die weitere Auszählung vorgehen wird, weil er meint, dass ein Wahlergebnis am Wahltag vorliegen müsse. Biden hat in seinen Anhängern in seiner Rede hingegen Mut gemacht und auf die Auszählung aller Stimmen gepocht.
Damit deutet sich ein schwieriger Rechtsstreit an, denn Trump wird in mehreren Staaten klagen müssen und am Ende könnte die Entscheidung beim Obersten Gerichtshof der USA landen, so wie wir es schon im Jahr 2000 bei Bush gegen Gore erlebt haben.
Die USA sehen sich als Hort der Demokratie und als Vorbild. Aber ist es wirklich ein Vorbild an Demokratie, wenn Gerichte und nicht die Wähler entscheiden, wer Präsident wird?
Quelle: Antispiegel.ru
Bild: Pixabay – Kalhh
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