BMG/BMI: Lagebild des Krisenstabs gelangt an die Öffentlichkeit

Das als «Verschlusssache für den Dienstgebrauch» eingestufte Papier verwendet statistische Grössen manipulativ.

Die Journalisten hinter dem Blog Frag-den-Staat haben per Gerichtsbeschluss von der deutschen Bundesregierung die Herausgabe des «Lagebild Gemeinsamer Krisenstab BMI-BMG COVID-19 Stand: 28.10.2020, 09:00 Uhr» erzwungen. Der Report wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium (BMI) erstellt.

Corona-Transition hat sich das Dokument näher angesehen.

Hier kommt unsere eigene Analyse:

Während das Dokument auf den ersten Blick und insgesamt 43 Seiten ein düsteres Bild vom Covid-19 Geschehen zeichnet, fällt die Detailanalyse ernüchternd aus — und belegt die gravierenden Fehlannahmen des Krisenstabs.

Der Bundesregierung ist bekannt, dass es kaum Covid-19 Todesfälle gibt

Dass die tägliche Zahl der Toten mit Covid-19 bundesweit lediglich im zweistelligen Bereich liegt, attestiert das Papier bereits auf Seite 2, wo auf Basis der täglichen RKI-Statistiken im Berichtszeitraum und im Vergleich zum Vortag lediglich 48 neue Todesopfer im gesamten Bundesgebiet registriert wurden.

Auch die Anzahl der im Vergleich zum Vortag gezählten neuen medizinischen Intensivbetreuungen gibt das Lagebild-Dokument unter Bezug auf DIVI korrekt wieder: 108

Was nach diesen beiden korrekt wiedergegebenen Größen folgt, sind zunächst seitenweise Fehlannahmen. Denn das Papier deklariert positive PCR-Testergebnisse als «bestätigte Covid-19-Fälle». Mit dieser Definition folgt das Lagebild dem Robert-Koch-Institut zwar in absoluten Zahlen, nicht aber in dessen entscheidender Aussage, wonach positive Testergebnisse nichts über die Infektiosität oder das Vorhandensein von klinischen Symptomen aussagt.

Falsche Annahme führt zur Liste der Risikogebiete

Weil der Krisenstab der Bundesregierung diese Differenzierung des RKI nicht berücksichtigt, erstellt er aus den ebenfalls im Dokument gelisteten «bestätigten» Covid-19 Fällen auf Basis positiver PCR-Tests in anderen Ländern die Liste über «Risikogebiete innerhalb der Europäischen Union und der Schengen Staaten».

Noch dramatischer fallen die manipulativen Fehlinterpretationen bei den Intensivbetten aus. Zunächst zeigt die abgebildete Grafik auf, dass es keinen Mangel und erst recht keinen Notstand hinsichtlich der Intensivbettenbelegung gibt:

Doch nur einige Absätze weiter verwendet der Lagebericht die Daten manipulativ, indem er in einer Datentabelle erneut mit zwei unterschiedlichen Werten suggestiv arbeitet:

Der Zahl der Neuinfektionen – also jene Grösse, die grösstenteils symptomlose oder nicht infektiöse Fälle beinhaltet – stehen im obigen Bild die Zahl der verfügbaren Betten gegenüber.

Kaum jemand aus der Gruppe der positiv Getesteten besucht jemals ein Krankenhaus und das ist in dieser Darstellungsweise nicht erkennbar.

Auch hinsichtlich der Zahl der durchgeführten PCR-Tests kommt das Lagebild diffus daher.

So heisst es im Papier:

«Die Zahl der Tests ist nicht mit der Zahl der getesteten Personen gleichzusetzen, da in den Angaben Mehrfachtestungen von Patienten enthalten sein können».

Nur eine Seite weiter aber vermischt der Report beide Grössen, und widerspricht sich somit selbst:

«Bislang wurden insgesamt 20’380’376 Tests mit 418’871 positiven Ergebnissen durchgeführt». Wobei jedes positives Ergebnis ein «bestätigter Covid-19 Fall» ist, wie das Dokument eingangs festlegt.

Interessant ist auch, wie Corona-Demos bewertet werden.

„Die Querdenken-Demos etwa seien «eine aus dem zivil-demokratischen Spektrum stammende Bewegung, welche im gesamten Bundesgebiet Veranstaltungen gegen die Corona-Beschränkungen organisiert und durchführt, an denen auch vermehrt Akteure aus der rechtsextremen Szene teilnehmen.“

Belege für diese Aussagen hinsichtlich der vermehrten Besetzung der Demos durch die rechtsextreme Szene liefert das Papier nicht.

Kommentar der Reaktion:

Das als VS eingestufte Dokument offenbart die hohe manipulative Ausrichtung des gemeinsamen Krisenstabes. Indem verschiedene Grössen miteinander verglichen werden, die epidemiologisch nicht zusammengehören, bekommen die politischen Entscheidungsträger das Gefühl, dass sowohl die Zahl der Intensivbetten, als auch jene der Erkrankungen Probleme bereiten würden.

Quellen: 

https://corona-transition.org/bmg-bmi-lagebild-des-krisenstabs-gelangt-an-die-offentlichkeit

https://fragdenstaat.de/dokumente/7729-lagebild28-10/

https://fragdenstaat.de/blog/2020/10/30/corona-krisenstab-lagebild-entscheidungen/

Bild: Unsplash – scott-graham

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